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Osteoporose - die unterschätzte Krankheit

Die Osteoporose-Experten der Patientenakademie (v.l.): Prof. Dr. Michael Hammer, Dr. Hartmut Bork, Dr. Anna Maier, Diätassistentin Birgit Schlüter und Dr. Ulrich Frohberger.
Zum Probieren gab es Buttermilch-Erdbeer-Shakes, die viel Calcium enthalten.
Auch Rohkost ist empfehlenswert, um die Knochengesundheit zu fördern.

4 bis 8 Prozent der Bevölkerung leiden an Osteoporose. Jährlich entstehen dadurch Kosten von 2,5 bis drei Milliarden Euro. „Osteoporose ist eine Krankheit, die man ernst nehmen muss“, leitete Prof. Dr. Michael Hammer die Patientenakademie zum Thema Osteoporose ein. Der Chefarzt der Klinik für Rheumatologie im St. Josef-Stift hatte verschiedene Experten zum Thema eingeladen.

Osteoporose ist eine Skeletterkrankung, die zur Verminderung der Knochenmasse und einer Verschlechterung der Knochenqualität führt. Dadurch steigt das Risiko eines Knochenbruchs, der vor allem im höheren Alter zu Einschränkungen der Lebensqualität und letztlich zu einem höheren Sterblichkeitsrisiko führen kann. Dauernde Belastung stärkt dagegen den Knochen; somit ist Bewegung und gezieltes Krafttraining wichtig, um Knochenabbau zu vermeiden.

In Deutschland sind etwa 7,8 Millionen Menschen an Osteoporose erkrankt: Etwa jede dritte Frau und jeder fünfte Mann über 50. Weniger als ein Viertel der Betroffenen wird behandelt. Besonders von Osteoporose betroffen sind Frauen mit Beginn der Wechseljahre sowie hochaltrige und sehr leichtgewichtige Menschen. Ein Vitamin-D- und Calcium-Mangel, bestimmte Krankheiten und Medikamente begünstigen das Entstehen von Osteoporose. „Männer sind zwar seltener betroffen, aber ein ungünstiger Lebensstil mit Rauchen, Alkohol und schlechter Ernährung kann dazu führen, dass auch Männer an Osteoporose erkranken“, so Dr. Hartmut Bork, Chefarzt des Reha-Zentrums am St. Josef-Stift.

„Die Ursachenbehandlung ist das Wesentliche, nicht die Symptombehandlung!“ Der niedergelassene Osteologe Dr. Ulrich Frohberger und Vorsitzender des Bundes der Osteologen in Westfalen-Lippe erläuterte, dass noch immer viele Betroffene falsch oder gar nicht behandelt werden. Bei einer ganzheitlichen Behandlung sind immer verschiedene Disziplinen beteiligt: Also neben dem Hausarzt auch der Facharzt (Orthopäde oder Gynäkologe) oder auch die Klinik, wenn Menschen mit Knochenbrüchen dort behandelt werden. Mit einer Knochendichtemessung an der Lendenwirbelsäule und am Oberschenkelhals und mit verschiedenen Muskel- und Koordinationstests (Ganganalyse oder Chair-Rising-Test) kann das Risiko eines Sturzes mit Knochenbruch ermittelt werden.

Was hilft zur Vorbeugung und Behandlung von Osteoporose?  Oberärztin Dr. Anna Maier, Klinik für Rheumatologie, stellte drei Säulen der Behandlung vor. Bewegung und Sport seien wichtig, wie zum Beispiel Tanzen, mit dem Ausdauer, Kraft und Koordination trainiert werden. Beim Radfahren und Schwimmen werden die Knochen nur bedingt belastet, weil der Sattel beziehungsweise das Wasser das Körpergewicht tragen.

Bei der Behandlung mit Medikamenten (zweite Säule) sei wesentlich, dass die Patienten therapietreu bleiben, damit die Arzneien richtig und langfristig wirken können. Eine entscheidende Rolle käme dabei hochdosiertem Vitamin D und ausreichender Calcium-Zufuhr über die Nahrung (dritte Säule) zu. „Ohne diese beiden Stoffe wirken die besten Medikamente nicht.“

Auch Ernährung kann entscheidend zur Knochengesundheit beitragen. Dabei spielen vor allem hochwertige Eiweiße aus Milch, Milchprodukten, Käse, Fleisch, Eiern und Fisch eine große Rolle sowie aus Hülsenfrüchten, Leinsamen oder Nüssen. An Gemüsen seien vor allem Spinat, Spargel, Brokkoli und Kartoffeln empfehlenswert. Bei der Zusammenstellung von Speiseplänen ist vor allem eine gute Kombination tierischer und pflanzlicher Eiweiße wichtig. „Der Körper kann die Eiweiße so besser verwerten“, erklärte Birgit Schlüter, Diätassistentin der Küche im St. Josef-Stift.