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Krankenhausförderung an Qualitätsvorgaben knüpfen

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (r.) und MdB Reinhold Sendker (vorne Mitte) wurden im St. Josef-Stift Sendenhorst von Geschäftsführer Werner Strotmeier (vorne links) zum fachlichen Austausch empfangen.

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann zum fachlichen Austausch im St. Josef-Stift zu Gast

Wie lässt sich eine flächendeckend gute medizinische Versorgung umsetzen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, des Fachkräftemangels und des hohen Investitionsbedarfs in den Krankenhäusern? Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann ist angetreten, die drängenden Probleme anzupacken, wohlwissend, dass es dicke Bretter zu bohren gilt. Jetzt war er auf Einladung des Bundestagsabgeordneten Reinhold Sendker im St. Josef-Stift Sendenhorst zu Gast, um sich mit Praktikern aus dem Gesundheitswesen auszutauschen.

Die jährlichen Investitionszuschüsse des Landes für die Krankenhäuser will Laumann um 250 Millionen Euro aufstocken; nicht so viel, wie sich die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen erhofft hatte. Laumann will vielmehr Strukturveränderungen anstoßen, die er über die pauschale Krankenhausförderung hinaus mit zusätzlichen Einzelförderungen erreichen will. Wichtiger als Bettenzahlen sei ihm, Kriterien für Strukturqualität zu definieren beispielsweise für die Behandlung von Herz- oder Schlaganfallpatienten oder für die gezielte Einrichtung von Zentren für seltene Erkrankungen. „Die Menschen sind gut informiert und nehmen für eine hervorragende medizinische Versorgung weite Wege in Kauf“, so Laumann.

Laumann stellte in Aussicht, dass Krankenhäuser im ländlichen Raum neue Aufgaben übernehmen könnten. Laumanns Vorschlag, die Krankenhäuser für die ambulante Patientenversorgung zu öffnen, nannte Werner Strotmeier, Geschäftsführer des St. Josef-Stifts, einen „wichtigen und mutigen Schritt“.

Eine wesentliche Frage der Zukunft wird sein, welche Kapazitäten benötigt werden, um potenziell mehr alte Menschen in Krankenhäusern zu versorgen. Laumann: „Ich habe großes Misstrauen, dass wir angeblich zu viele Betten haben.“ Die immer kürzer werdenden Verweildauern in Kliniken verursachten für alte Menschen im Anschluss oft das Problem einer nahtlosen Versorgung in einer Kurzzeitpflegeeinrichtung. Laumann schlägt vor, Krankenhaus und Kurzzeitpflege miteinander zu verbinden. Pflegedirektor Detlef Roggenkemper legte den Finger in die Wunde: Schon jetzt bestehe in der Kurzzeitpflege das Problem, dass die Pflege von Patienten, die nach einer Operation schwer pflegebedürftig sind, lediglich mit dem geringsten Pflegesatz vergütet werde, wenn der Patient vor seiner Operation keine Pflegegradeinstufung benötigte.

Dem Mangel an Pflegekräften will der Minister damit begegnen, dass ausländische Pflegekräfte das deutsche Pflegeexamen strukturiert nachholen können: „Diese Qualifizierung müssen wir an die Pflegeschulen andocken, damit wir es in die Fläche bekommen.“

Neu war für den Minister ein Aspekt der Heil- und Hilfsmittelversorgung. Stellvertretender Geschäftsführer Ralf Heese erläuterte, dass die Krankenkassen dazu übergegangen seien, Einzelverträge mit orthopädischen Werkstätten abzuschließen. „Die hohen Anforderungen an das Qualitäts- und Vertragsmanagement können nur noch die großen Anbieter leisten. Es wird ein Konzentrationsprozess einsetzen.“