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Wirbelsäulen-OP ist auch im höheren Lebensalter möglich

Ein Team: Die Chefärzte Dr. Matthias Boschin (Anästhesie) und Dr. Christian Brinkmann (Wirbelsäulenchirurgie).

Patientensicherheit durch gutes Zusammenspiel von Chirurg und Narkosearzt

Die Entscheidung für eine Operation an der Wirbelsäule will sorgfältig überlegt sein. Ältere Patienten, die altersbedingt häufiger von Verschleißerkrankungen wie einer Enge des Wirbelkanals (Stenose) möglicherweise zusätzlich noch in Verbindung mit Instabilitäten und Verkrümmungen der Wirbelsäule betroffen sind, beschäftigt zusätzlich noch die Frage, wie gut ihr Organismus den Eingriff und die Belastung durch die Vollnarkose bewältigt. Grundsätzlich ist auch im höheren Alter eine Rückenoperation möglich. Entscheidend ist, dass der Behandlungspfad von der OP-Planung, über die Operation bis zur Nachbehandlung auf die individuelle Situation des Patienten abgestimmt ist.

Deshalb arbeiten Wirbelsäulenchirurgen und Anästhesisten im St. Josef-Stift eng zusammen und das bereits im Vorfeld einer Operation. „An erster Stelle steht eine gute Indikation, bei der der Umfang und damit auch die Dauer der Operation an die Belastbarkeit und die individuelle Situation des Patienten angepasst wird“, so Chefarzt Dr. Christian Brinkmann. Dazu werden alle Informationen zu Vorerkrankungen und regelmäßiger Medikamenteneinnahme gesichtet, um auf dieser Basis die Operation zu planen. „Dabei arbeiten wir auch eng mit den niedergelassenen Fachärzten zusammen, die den Patienten mit seiner Vorgeschichte sehr gut kennen“, so Dr. Matthias Boschin, Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin.

Dabei kommen zum Beispiel bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den Blick, die in besonderen Fällen auch erfordern können, dass ein Herzspezialist vor oder sogar während der Operation mit beteiligt ist. Gängige Krankheitsbilder wie etwa Herzrhythmusstörungen oder das Vorhandensein eines Stents stünden einer Operation nicht grundsätzlich im Wege. Auch die dauerhafte Einnahme von altersentsprechenden Medikamenten wie Blutverdünner, Schmerzmittel oder Blutdrucksenker werde bereits im Vorfeld mit bedacht.

Komplexe Eingriffe an der Wirbelsäule erfolgen im St. Josef-Stift in Allgemeinanästhesie, also Vollnarkose. „Der Blutdruck ist bei einer Allgemeinanästhesie besser steuerbar als bei einer Regional- oder Teilanästhesie“, so Dr. Boschin. Neben Umfang und Dauer der OP spiele auch eine Rolle, den Blutverlust so gering wie möglich zu halten und die Auswahl der Narkosemittel auf den älteren Patienten abzustellen. Nach der Operation werden die Patienten zunächst auf der Intensivobservationsstation eng überwacht, ob ihr Zustand stabil ist.

Bei älteren Patienten werde auch das Risiko eines manchmal nach der Operation auftretenden vorübergehenden Verwirrtheitszustandes miterwogen. Das Risiko für ein solches so genanntes Delir liegt bei 70- bis 80-jährigen Patienten zwischen 10 bis 15 Prozent, so Boschin. Oft werde ein Delir durch eine bereits vorhandene, aber noch unbemerkte Funktionseinschränkung des Gehirns begünstigt oder aber auch durch Schmerzen, das neue Umfeld und fremde Personen ausgelöst. „Wir haben Strukturen, um uns darauf einzustellen. Zum Beispiel können auch Angehörige aufgenommen werden, um dem Patienten Orientierung und Sicherheit durch die Anwesenheit einer vertrauten Bezugsperson zu geben.“

Das gute Zusammenspiel von Wirbelsäulenchirurg und Narkosearzt schätzt Dr. Christian Brinkmann als großes Plus für die Patientensicherheit: „Als Chirurg ist es sehr beruhigend, wenn man sich auf die gute anästhesiologische Betreuung des Patienten verlassen kann.“