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Blindes Vertrauen

Heidi Thielke nimmt auch ohne ihr Augenlicht wahr, dass sie als Patientin im St. Josef-Stift im Mittelpunkt steht.

Freundlichkeit und Empathie: Das Wesentliche bleibt für die blinde Patientin Heidi Thielke sichtbar

Heidi Thielke hat als Patientin sehr viel Krankenhauserfahrung. Mehr als ihr lieb ist. Viele Jahre kämpfte sie um ihr Augenlicht, ließ acht Operationen über sich ergehen. Vergeblich. Sie lebt seit zehn Jahren in völliger Finsternis. Nun kam Ende 2017 auch noch eine rheumatische Erkrankung hinzu. „Eine Herausforderung“, wie sie sagt. Doch als großes Glück empfindet sie es, dass sie im St. Josef-Stift Hilfe fand. Das geflügelte Wort vom „blinden Vertrauen“ hat für Heidi Thielke hier eine besondere Dimension erhalten.

Als Heidi Thielke im November 2017 von Bielefeld notfallmäßig per Liegendtransport ins St. Josef-Stift verlegt wurde, war sie gelähmt vor Schmerz. „Ich fühlte mich wie tot.“ Bis Krankenpflegerin Silke Maniura durch die Tür kam und in freundlicher Selbstverständlichkeit ein Kännchen Kaffee und ein Stück Apfelkuchen zur Begrüßung vorbeibrachte und ihr half, im Liegen zu trinken und zu essen. „Schwester Silke war mein Engel der ersten Stunde.

Der gute erste Eindruck sollte sich bestätigen. In großer Dankbarkeit lobt Heidi Thielke die Empathie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den „besonderen Geist“ des St. Josef-Stifts, der hier überall spürbar sei. „Alle sind sehr aufmerksam und gehen sehr natürlich mit meiner Blindheit um. Ich fühle mich gut umsorgt, ohne dass viele Worte darum gemacht werden“, sagt sie am Ende ihres zweiten Aufenthalts im Stift Ende Juli.

Aus dem Munde einer Blinden wiegen diese Worte doppelt. Denn ohne die Ablenkung durch Äußerlichkeiten nimmt sie mit dem sechsten Sinn das Wesentliche wahr. Der Krankenhauspark, die mit Liebe zum Detail ausgesuchte Möblierung, die Farben, die Licht durchfluteten Räume, die ausgewählten Kunstwerke – all das bleibt ihren Augen verborgen. Und dennoch ist sie äußerst empfänglich für die persönliche Atmosphäre und das freundliche Ambiente und nimmt mit feinen Antennen die positive Schwingung auf.

Neben der guten medizinischen und pflegerischen Versorgung bleiben ihr viele nette Begebenheiten in Erinnerung. Zum Beispiel Krankenpflegerin Petra Fleischhauer, die Heidi Thielke am Heiligen Abend den Christbaum auf der Station zeigte, ihre Hand führte und ihr die Krippenfiguren in die Hand legte. Oder Küchenleiter Ulrich Sätteli, dem sie persönlich für einen Teller mit liebevoll angerichteten Küchlein dankte. „Es schmeckte fantastisch und erinnerte mich an meine Zeit in Davos.“ Ein schöner Zufall, als sich im Gespräch herausstellte, dass Sätteli gebürtig aus Davos stammt.

Nicht unerwähnt lässt Heide Thielke die große Sauberkeit im Haus. Wie ist Sauberkeit ohne Augenlicht ersichtlich? „Ich kann die Sauberkeit fühlen, ich kann sie riechen, und ich kann sie hören.“ Schmunzelnd ergänzt Heidi Thielke, dass sie sehr wohl wahrnehme, wenn die Mitarbeiterinnen des hauseigenen Reinigungsdienstes Perfekt beim Wischen die Hausschuhe vor dem Bett hochheben und den Sessel zur Seite rücken und nicht einfach nur drum herum feudeln.