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Minister Spahn: „Balance finden zwischen Sicherheit und Freiheiten“

Fiebermessen vor dem St. Josef-Stift: Auch für prominente Minister wie Jens Spahn gelten die Corona-Sicherheitsvorkehrungen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn berichtete von der Videoschlate mit der Kanzlerin und den Ministerpräsidenten.
Im Spithöver-Forum war eine bregrenzte Teilnahmerzahl zugelassen.
Geschäftsführer Dr. Ansgar Klemann
Den Minister (Mitte) begrüßten im Stift Dr. Ansgar Klemann (re.) und Bürgermeisterkandidat Markus Hartmann.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im St. Josef-Stift zur Corona-Pandemie

12 Uhr Videokonferenz mit Merkel und den Ministerpräsidenten - nachmittags Termin im St. Josef-Stift: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn kam auf Stippvisite nach Sendenhorst, eingetaktet in viele Wahlkampftermine und mit einstündiger Verspätung. Wegen des gesundheitspolitischen Bezugs war das St. Josef-Stift als Veranstaltungsort angefragt worden. Das beherrschende Thema in Corona-Zeiten: Wie kann es gelingen, die Infektionszahlen niedrig zu halten? Spahns Appell: „Wir müssen eine Balance finden zwischen Sicherheit und Freiheiten.“ Kitas und Schulen müssten regelhaft gewährleistet sein – auf Schützenfeste und Karnevalsfeiern könne man noch etwas verzichten.

Im Spithöver-Forum  sprach Spahn vor 50 geladenen Gästen, viele aus dem Gesundheitswesen oder ehrenamtlich Aktive, die sich in der Hoch-Phase der ersten Pandemiewelle engagiert haben. Ein dickes Lob gab es von Spahn für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen. Dass Deutschland – auch im Vergleich zu anderen Staaten – vergleichsweise gut durch die Krise gekommen sei, sei unter anderem  „ein Verdienst des starken, leistungsfähigen Gesundheitswesens – auch in der Fläche“. Auch das St. Josef-Stift mit dem angegliederten Reha-Zentrum hatte sich zu Beginn der Corona-Krise bereitgehalten, um bei der Versorgung von Covid-19-Patienten zu unterstützen.

Zu Beginn der Veranstaltung hatte Geschäftsführer Dr. Ansgar Klemann die Chance genutzt, dem Minister aus Krankenhaussicht einige Aspekte zu den in hoher Frequenz erlassenen Gesetze mit auf den Weg zu geben. „Über die enge Taktung und die Inhalte der Gesetze vor der Pandemie kann man sicher lange diskutieren und unterschiedlicher Meinung sein. Da war manches zu bürokratisch und zu viele Vorhaben waren unmittelbar von Sanktionsverordnungen begleitet.“ Er äußerte den Wunsch an die Politik nach „mehr Vertrauen in die Veränderungsbereitschaft, anstatt bei jeder Veränderung mit Sanktionen zu drohen“.

Mit Blick auf die Pandemie skizzierte Klemann das hohe Engagement der Mitarbeiter, die Patienten unter hohen Hygieneanforderungen versorgen. Der Politik dankte er für die schnelle Etablierung der Rettungsschirme und verband dies mit der Hoffnung und dem Wunsch „nach angemessenen finanziellen Anschlusslösungen ab Oktober zum Ausgleich der vielen Sonderaufwendungen“ in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.

Ein spezielles Thema sprach Klemann mit der geplanten Einrichtung von Zentren für besondere medizinische Disziplinen wie zum Beispiel die Rheumatologie an (s. Zum Thema). Aber auch aus dem Publikum gab es noch Aspekte, die der Minister bedenken möge, wie zum Beispiel die Unterstützung der ehrenamtlichen Arbeit der Rheuma-Liga unter Corona-Bedingungen.

Exakt 54 Minuten dauerte Jens Spahns Auftritt im Stift, perfekt durchchoreografiert. Dann ging’s zum nächsten Termin. Immerhin konnte Geschäftsführer Dr. Ansgar Klemann ihm noch etwas Lektüre mit auf den Weg geben: Die Stiftschronik und den aktuellen Blickpunkt mit den „Corona-Chroniken“.

Zum Thema "Spezialisierte Rheumazentren":

Zentrumsbildung: Bitte mit Augenmaß und Chancen für etablierte hochwertige Strukturen

Auszug aus der Rede von Geschäftsführer Dr. Ansgar Klemann:

"Die Bedeutung der Rheumatologie erkennen auch die politischen Instanzen an. So war die Rheumatologie eine der ersten medizinischen Disziplinen, für die vom GBA Zentrumskriterien festgelegt wurde.

Es ist nun aber schon ausgesprochen merkwürdig, dass ausgerechnet dieses Zentrum nicht vollends den Zentrumskriterien des GBA entsprechen soll. Hätten wir z.B. zusätzlich eine Dermatologie und eine Augenheilkunde am Standort, würden wir alle Kriterium erfüllen.

Allerdings halten wir es im Sinne einer bestmöglichen Versorgungsqualität für medizinisch sinnvoller, mit starken Partnern im gut erreichbaren Umfeld zu kooperieren. Das passt auch besser zu den Überlegungen der CDU-Landesregierung für die Krankenhausplanung 2021 in NRW, die die Spezialisierung von Krankenhäusern als ein Hauptziel benennt und auch die Kooperation untereinander befördern will.

Das passt aus unserer Sicht überhaupt nicht zusammen und wir möchten Sie bitten, sich dieses Thema, das im Rahmen der Krankenhausplanung wichtig ist, noch einmal vorzunehmen.

Nach der jetzigen Zentrumsdefinition können zukünftig wohl nur noch Uni-Kliniken ,Rheumazentrum' werden. Und ob die Versorgung der Rheumapatienten damit besser gewährleistet werden kann, wage ich zu bezweifeln.

Lieber Herr Spahn, die Anzahl von Zentren zu begrenzen, ist sicher sinnvoll, aber das sollte mit Augenmaß geschehen. Auch sehr gut etablierte und qualitativ hochwertige Strukturen, wie z.B. die bei uns im St. Josef-Stift, sollten zumindest die Chance auf die Zentrumsbenennung erhalten und nicht durch Kriterien gehindert werden, deren medizinischer Nutzen mehr als fraglich ist."