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Psychologisches Team betreut vor allem Patienten mit chronischen Schmerzen

Dieter Minnebusch
"Die Arbeit hier umfasst sehr vielfältige Bereiche, Patientengruppen und unterschiedliche Therapiesettings." Dieter Minnebusch
Petra Wenzel
"Im Reha-Zentrum geht es bei meiner Arbeit darum, den Blick dafür zu öffnen, dass die Psyche eine Rolle spielt für körperliches Wohlgefühl und für den Genesungsprozess." Petra Wenzel
Olga Heimberg
"Mich reizt im St. Josef-Stift der ganzheitliche Ansatz, die Verzahnung von somatischem und psychischem Bereich." Olga Heimberg
Anna-Lena Janßen
Anna-Lena Janßen
Alexander Tombrink
Alexander Tombrink

Mit der Entwicklung komplexer und interdisziplinärer Therapiekonzepte beispielsweise für Menschen mit chronischen Rheumaschmerzen sind immer auch Psychologen und Psychotherapeuten an der Behandlung chronischer Schmerzen beteiligt. Das Team des Psychologischen Dienstes im St. Josef-Stift ist spätestens seit der Gründung der Schmerzklinik für Gelenk- und Rückenbeschwerden im Jahr 2015 kontinuierlich gewachsen.

Schmerzen gehören zum Leben und haben auch einen Sinn. Denn akute Schmerzen durch einen Unfall, eine Krankheit oder eine Verletzung sind ein Warnsignal, dass mit dem Körper etwas nicht stimmt. Ist die körperliche Verletzung längst abgeheilt, aber der Schmerz bleibt, dann kann sich daraus eine chronische Schmerzerkrankung entwickeln, für deren Behandlung es kein einfaches Patentrezept gibt. Mit der Entwicklung komplexer und interdisziplinärer Therapiekonzepte beispielsweise für Menschen mit chronischen Rheumaschmerzen sind immer auch Psychologen und Psychotherapeuten an der Behandlung chronischer Schmerzen beteiligt. Das Team des Psychologischen Dienstes im St. Josef-Stift ist spätestens seit der Gründung der Schmerzklinik für Gelenk- und Rückenbeschwerden im Jahr 2015 kontinuierlich gewachsen.

„Menschen mit chronischen Schmerzen hat es immer gegeben, aber in früheren Zeiten hat man sie vor allem invasiv mit starken Schmerzmedikamenten behandelt“, erinnert Alexander Tombrink an die Anfänge. Das Konzept der multimodalen, interdisziplinären Schmerztherapie ist eine recht junge Disziplin, bei der ein Team von ärztlichen, physiotherapeutischen, pflegerischen und psychotherapeutischen Expertinnen und Experten zusammenarbeitet. Der Ansatz ist sinnvoll, weil er die medizinischen und medikamentösen Möglichkeiten mit der Aktivierung und der Selbstwirksamkeit des Patienten kombiniert. Im St. Josef-Stift ist das Konzept  auf Patienten mit Fibromyalgie und chronischen Rückenschmerzen zugeschnitten.

Die Psychologinnen und Psychologen übernehmen im Rahmen der Behandlung auch ein gutes Stück Detektivarbeit. In vielen Fällen ist oft nicht mehr offensichtlich, ob der Schmerz eine körperliche Ursache hatte oder ob die Seele in Not ist und der Schmerz Folge eines traumatischen Erlebnisses oder einer Verlusterfahrung ist. „Manche Patienten bringen eine lange Krankengeschichte mit und haben eine regelrechte Ärzteodyssee hinter sich.“ Natürlich gebe es die Fälle, in denen sich Patienten nur ungern dem Psychologen öffneten, Marke „Ich hab’s doch nicht im Kopf…“. Aber die Wissenschaft hat längst belegt, dass an chronischen Schmerzen auch das Gehirn beteiligt ist. Erlernte schmerzverstärkende Gedanken- und Verhaltensmuster müssen in einem mühsamen Prozess buchstäblich wieder verlernt werden.

Eine Genesung kann erst beginnen, wenn Patienten die Zusammenhänge dieser unterschiedlichen Einflussfaktoren – das sogenannte biopsychosoziale Modell - verstehen. Im Behandlungsprozess spielen die Patienten die Hauptrolle, denn niemand besser als sie selbst kennen ihre Krankengeschichte und die Auslöser, die das Schmerzempfinden begünstigen und in Gang halten.

Zur Arbeit des Psychologischen Teams gehört somit Edukation, also Vorträge und Gruppentermine, in denen neben Grundwissen auch Themen wie Stressmanagement, Entspannungstechniken und Fragen der Alltagsbewältigung vermittelt werden. Um das so genannte Schmerzgedächtnis oder ungünstige angelernte Muster zu „überschreiben“, werden auch Methoden erklärt, den Schmerz anders zu bewerten, ihm nicht so viel Aufmerksamkeit und Raum zu geben und düstere Gedankenmuster durch hilfreiche, zuversichtliche Gedanken zu ersetzen. Es geht um einen Perspektivwechsel, für den das Psychologenteam im St. Josef-Stift ein Samenkorn in die Erde pflanzen kann. Hegen, pflegen und wachsen lassen muss es der Patient, indem er das Gelernte in seinen Alltag integriert.

„Die Selbstwirksamkeit ist das oberste Prinzip. Nicht die gelbe, blaue oder rote Pille hilft, sondern der Patient selbst ist seine wirksamste Medizin, die ihm den Umgang mit seinen Schmerzen erleichtert und ihm Linderung verschafft.“ Das heißt nicht, dass die Schmerzen vollständig verschwunden sind. „Das wäre nicht realistisch. Viele Patienten ziehen für sich aber als Fazit, dass sie sich fitter und belastbarer fühlen und mehr Lebensqualität haben. Der Schmerz wird sie zwar weiter begleiten, aber sie kämpfen weniger dagegen an.“ So schwer es auch fällt: Den Schmerz akzeptieren zu lernen, ist das Ziel.

Psychologisches Team im St. Josef-Stift

Das Psychologische Team besteht aus sechs Mitgliedern und betreut Patientinnen und Patienten im St. Josef-Stift und im Reha-Zentrum. Speziell für die Klinik für Kinder- und Jugendrheumatologie gibt es ein eigenes Team mit zwei Psychologen und einer ärztlichen Psychiaterin. Von 1992 bis 2014 kümmerte sich Dieter Minnebusch alleine um erwachsene chronisch kranke Patienten. Mit Beginn der rheumatologischen Komplexbehandlungen und seit der Eröffnung der Schmerzklinik für Gelenk- und Rückenbeschweren im Oktober 2015 ist das psychologische Team kontinuierlich gewachsen. Die psychologische Begleitung umfasst dabei Vorträge, Einzelgespräche und Gruppentermine. In der Schmerzklinik betreuen Dieter Minnebusch und Alexander Tombrink jeweils eine stationäre oder teilstationäre Schmerzpatientengruppe. Olga Heimberg übernimmt die Vertretung und ist schwerpunktmäßig für die rheumatologischen Patientinnen und Patienten da. Petra Wenzel übernimmt Vorträge und Einzelgespräche im Reha-Zentrum, und Anna-Lena Janßen ist als Joker in allen Bereichen tätig, übernimmt aber überwiegend Vorgespräche (Preassessments) für die Aufnahme in die Schmerzklinik. Marie Gumbert ist zurzeit in Elternzeit. Zentraler Ansprechpartner für das Team ist seit Ende 2020 Alexander Tombrink, der sich um alle Belange des Teams, inklusive Dienst-, Urlaubs- und Vertretungsplanung kümmert, Fortbildungen koordiniert und für den internen und externen Informationsfluss sorgt.

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