Nachrichten

Vom Physiotherapeut zum britischen Chauffeur

Den Land Rover Serie 3 (Baujahr 1974) von Peter Hüsemann gibt es nicht im Film zu sehen, denn er war noch nicht fertig restauriert. Im Vergleich zum Fahrzeug im Film ist sein Oldtimer in einer helleren klassischen Land Rover Farbe lackiert und besitzt einen Dachträger.
Den Land Rover Serie 3 (Baujahr 1974) von Peter Hüsemann gibt es nicht im Film zu sehen, denn er war noch nicht fertig restauriert. Im Vergleich zum Fahrzeug im Film ist sein Oldtimer in einer helleren klassischen Land Rover Farbe lackiert und besitzt einen Dachträger.
Stilecht im britischen Outfit ist Peter Hüsemann aus Warendorf als Chauffeur in der Hollywood-Verfilmung „Spencer“ zu sehen. Einige Szenen drehte das Team am Schloss Nordkirchen.
Stilecht im britischen Outfit ist Peter Hüsemann aus Warendorf als Chauffeur in der Hollywood-Verfilmung „Spencer“ zu sehen. Einige Szenen drehte das Team am Schloss Nordkirchen.
Am Set und in Szene gesetzt. Peter Hüsemann (r.) steht mit einem Komparsen vor dem Land Rover, mit dem er im Film „Spencer“ seit dem 13. Januar in den Kinos zu sehen ist.

Peter Hüsemann aus Warendorf als Komparse im Filmdrama „Spencer“

Hollywood-Luft im Münsterland – ein bisschen davon hat auch Physiotherapeut Peter Hüsemann aus dem St. Josef-Stift in Sendenhorst geschnuppert. Als Jagdchauffeur durfte der Warendorfer einen der royalen Land Rover in diversen Filmszenen fahren.

Für den neuen Hollywood-Film „Spencer“ sind viele Szenen mit Kristen Stewart als Prinzessin Diana im Schloss Nordkirchen entstanden. Einer der live dabei war, ist Peter Hüsemann. Er und seine Oldtimerfreunde verliehen mit ihren authentischen Fahrzeugen dem Film, der im Jahr 1991 spielt, den letzten Schliff.

Der 56-Jährige ist gelernter Physiotherapeut. Für die Dreharbeiten legte er seine Arbeitskleidung ab und verwandelte sich in einen royalen Jagdchauffeur. „Es war spannend, so etwas einmal mitzuerleben“, sagt Hüsemann. Für ihn war es das erste Mal an einem Filmset. Er war einer von insgesamt 300 Komparsen. 6000 Interessenten hatten sich für den Film beworben. Für  die Fahrer der Landies (wie die Oldtimer-Fans ihre Fahrzeuge selbst nennen) blieb ein Casting allerdings aus: „Die Fahrer wurden aufgrund ihrer Fahrzeuge direkt angesprochen. Und weil sich die Autos eben nicht von selbst fahren, waren sie gleich mit dabei.“

Dass Hüsemann dabei war, entschied sich kurzfristig. Sein eigener Land Rover Serie 3, Baujahr 1974, war noch nicht fertig restauriert, aber auch ohne eigenes Auto konnte der Familienvater mitspielen: „Einer der Fahrer wurde krank, und so konnte ich kurzfristig einspringen und seinen Wagen fahren.“ Ermöglicht wurde ihm das auch von Dr. Heike Horst, Leiterin des Therapie-Zentrums im St. Josef-Stift. „Sie richtete es ein, dass ich für die Zeit Urlaub nehmen konnte und dass es mit dem Therapieplan stimmt“, bedankt sich Hüsemann.

Im März 2021 war es dann soweit. Am Schloss Nordkirchen reihten sich die stilechten Land Rover in Reih und Glied auf. Für den Film war der Schlossinnenhof extra mit Kies aufgefüllt worden. Jacke, Schuhe, Brille – all das durfte der Englandfan aus seinem eigenen Kleiderschrank tragen: „Die Kleidung war authentisch, und so wurde ich nur noch mit Hose, Mütze und echtem englischem Strickpullover ausstaffiert.“ Sein Bart musste allerdings weichen: „Das sei nicht royal gewesen, sagte das Team. Deswegen durften wir keine Bärte tragen.“

Gedreht wurde zunächst eine Filmszene, in der die Royal-Family zur Jagd aufbricht. Dafür wird ein pompöses Picknick aus echten Lebensmitteln in die Fahrzeuge geladen. Die Worte des Regisseurs hat Hüsemann noch im Ohr: „Rolling, Rolling and… – das sagte der Regisseur in Vorbereitung auf den finalen Dreh. Bis schließlich das Wort ‚Action‘ fiel und jeder seine Rolle spielte.“ Immer wieder wurden die Szenen wiederholt, in denen Hüsemann den Fahrer der Königinnenschwester Princess Ann spielt: „Immer wieder, bis alles im Kasten war.“

Am Set lernte Peter Hüsemann außer vielen weiteren Komparsen, die für ihre Rollen dem Filmteam hinterher reisten, auch kurz die Stars des Films kennen. Bewundernswert sei die schauspielerische Darbietung von Prinz-Charles-Darsteller Jack Farthing gewesen, sagt Hüsemann: „Er war wirklich ein überaus freundlicher Mann. In seiner Rolle kommt er weniger gut weg. Sein arrogantes Auftreten im Film unterscheidet sich deutlich von seinem wahren Ich.“ Auch Timothy Spall (bekannt aus Harry Potter) blieb dem Warendorfer im Gedächtnis: „Er war wirklich lustig, mit ihm konnte ich mich kurz in seiner Drehpause unterhalten.“ Der Londoner spielt in „Spencer“ den fiktiven Charakter Alistair Gregory, der die royale Jagd leitete.

Sämtliche Requisiten waren authenthisch: „Im Keller von Schloss Nordkirchen war ein Kostümfundus angelegt. Dort lagerten die feinsten englischen Kleidungsstücke. Da hätte ich mich gerne auch privat eingekleidet.“ Getrickst wurde allerdings bei dem Aussehen der Autos, erklärt Hüsemann: „Die für den Film speziell angefertigten Autokennzeichen wurden mit einer Zuckerwassermischung bestrichen, damit sie benutzt und älter aussehen.“ Für Oldtimerfreunde aber beruhigend: „Die Tinktur ließ sich nach dem Dreh ganz leicht abwaschen.“

Für den Oldtimer-Liebhaber ging ein weiterer Traum in Erfüllung. Mit dem Land Rover durfte er auch im Gelände fahren, die wahren Gefilde des royalen Jagdfahrzeugs. Rudolph Herzog von Croÿ stellte für die Dreharbeiten seinen privaten Grund, in dem normalerweise Wildpferde, Hirsche und Rotwild beheimatet sind, als Filmkulisse für die royale Jagd zur Verfügung. „Es war eine Dülmener Safari“, nennt Hüsemann selbst das Erlebnis. „Die Landschaft kommt der englischen Natur am nächsten.“

Um das britische Flair noch einmal vor Augen,  vor allem aber in den Ohren zu haben, möchte Peter Hüsemann sich den Film „Spencer“ in der englischen Originalfassung anschauen. Die besondere Atmosphäre beim Dreh hat ihm Lust auf mehr gemacht. Gemeinsam mit seinem mittlerweile fertig restaurierten Oldtimer könnte er sich vorstellen, wieder in einem Film mitzuwirken.

Die Royals und ihre Land Rover

Land Rover und das britische Königshaus haben eine tiefverwurzelte Geschichte. Der Auftritt im Land Rover gehört für die britische Monarchie bei Staatsbesuchen, Jagdausflügen oder Pferderennen dazu. 1970 bestand die Queen für ihren Staatsbesuch im afrikanischen Sambia darauf, auf den schlechten Straßenverhältnissen nicht auf den Fahrkomfort ihres weißen Land Rovers zu verzichten. Für Prince Philip war ein Land Rover auch das letzte Gefährt. „Lade mich auf einen Land Rover und bring' mich nach Windsor", sagte Prince Philip laut The Telegraph zur Queen, als die beiden die Details eines Begräbnisses besprachen. Und so kam es schließlich. Der am 9. April 2021 verstorbene Prinzgemahl hatte zuvor den Umbau des Land Rover Defender TD5 130 zu einem Begräbniswagen veranlasst. Ins Auge fiel besonders der umgebaute offene Heckbereich des grünen Land Rovers, auf dem der Sarg transportiert wurde. Quelle: The Telegraph