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A2-Kurzschaft-Prothese bringt Fortschritt für die Hüftendoprothetik

Dr. Frank Horst, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Traumatologie, gehörte zum Entwicklerteam der neuen A2-Kurzschaftprothesen. Die Premiere im OP-Saal fand im St. Josef-Stift statt.

Dr. Frank Horst an Entwicklung eines neuen Schaftimplantats beteiligt

Unbemerkt von der Öffentlichkeit fand eine Weltpremiere im OP-Zentrum des St. Josef-Stifts statt: Erstmals wurde eine Patientin mit einer A2-Schaft-Prothese minimal invasiv versorgt. Diese besondere Kurzschaft-Hüftprothese ist eine Weiterentwicklung von bewährten und bislang oft verwendeten Endoprothesenmodellen. Dass man Gutes noch besser machen kann, führte letztlich dazu, dass die Firma ImplanTec ein Team erfahrener Operateure, Wissenschaftler und Ingenieure zusammenführte, um eine optimierte Endoprothese zu entwickeln. Mit dabei: Dr. Frank Horst, der auch die Ehre hatte, die erste von mittlerweile mehr als 350 A2-Kurzschaft-Prothesen minimal invasiv zu implantieren.

Was ist das Neue an der A2-Kurzschaftprothese? „Es gibt zwei verschiedene Prothesenkörper, die sich durch die Form und den Winkel, englisch angle, zwischen Hüftkopf und Schaft unterscheiden. Beide Merkmale verschmolzen in der Abkürzung A2“, erklärt der Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Traumatologie.

Optimiert für die Anatomie des Oberschenkelknochens

Die beiden neuen Prothesenformen sind so optimiert an die Anatomie des Oberschenkelknochens angepasst, dass nun noch mehr Patienten mit einer Kurzschaftprothese versorgt werden können. „Der entscheidende Vorteil ist, dass bei der Operation mit zementfreien Kurzschaftprothesen mehr Knochen erhalten bleibt, die Beeinträchtigung durch den Eingriff also insgesamt geringer ausfällt“, erklärt Horst. „Das erleichtert die Heilung, erhöht die Langlebigkeit des Implantats und schafft zudem bessere Voraussetzungen, falls später einmal ein Wechsel des Implantats erforderlich sein sollte.“

Die unterschiedlichen Neigungswinkel des künstlichen Schaftsystems ermöglichen es dem Operateur, die natürliche Stellung von Hüfte und Oberschenkel zu rekonstruieren. „Immer häufiger können dadurch ungewollte Beinlängendifferenzen vermieden werden “, so Dr. Frank Horst.

„Im Praxistest haben sich die A2-Kurzschaftprothesen exzellent bewährt und haben die vorklinischen Mess- und Testverfahren bestätigt“, lobt Dr. Horst die gute interdisziplinäre Zusammenarbeit. Für die Patienten ist der Unterschied der Implantate beim Gehen und Stehen natürlich nicht spürbar. In der Langzeitperspektive haben aber vor allem jene Patienten große Vorteile, die mit einer Kurzschaftprothese versorgt werden können, die möglichst genau in den natürlichen Knochen passt.

 

Zum Thema: A2-Kurzschaft-Prothese

Für den Laien unterscheiden sich die beiden Schäfte des Systems in erster Linie durch den  gelben beziehungsweise blauen Konusschutz. Dahinter verbirgt sich eine jeweils unterschiedliche Krümmung, die angepasst an die Knochenform des Patienten entweder valgisch (gelb) oder varisch (blau) ist. Damit wird erreicht, dass das Implantat möglichst flächig an der gekrümmten Innenseite des Oberschenkelknochens (Calcar oder Adamscher Bogen) aufliegt.

Auch die Schaftform wurde weiterentwickelt und die Spitze wurde so geformt, dass sie gut im Knochen gleitet und sich körperfern dem Knochen anlegt, damit sie auch ohne Zement guten Halt hat. Die A2-Schaftprothese besteht aus biokompatiblem Titanmaterial.

Die beiden Schaftformen sind am Computer entwickelt worden. Die Datengrundlage lieferte die Auswertung von Computertomografien, auf denen Oberschenkelknochen vermessen wurden. An der Medizinischen Hochschule Hannover wurden die Druckverhältnisse im Knochen an den bislang verwendeten Kurzschaft-Endoprothesen gemessen. Auf dieser Datengrundlage wurden die A2-Schaft-Modelle entwickelt. Vor der ersten Operation mussten sich die Prototypen erst bei Modell-Operationen und simulierten Knochenbelastungen und Zugkräften der Muskulatur am Computer bewähren.

Mit im Entwicklerteam waren neben Dr. Frank Horst auch die Ärzte Dr. Nikolaus Szöke (Köln), Dr. Harald Dinges (Kusel) und Prof. Dr. Joern W.-P. Michael (Gütersloh).