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Am Puls der Leichtathletik-WM in London

Peter Müller behandelte bei der WM 2017 viele Hoffnungsträger - hier: Gina Lückenkemper.

Peter Müller begleitete das DLV-Team und erlebt Ausnahmesituation

Vieles ist berechenbar für einen perfekten Wettkampf: Disziplinierte Trainingsvorbereitung und eine gute Betreuung der Sportler während des Wettkampfs. Doch einen Gegner hatten die deutschen Leichtathleten bei der Weltmeisterschaft in London nicht auf dem Zettel: den hochansteckenden Norovirus. Und so spielte sich diesmal ein Großteil der Dramatik nicht auf der sportlichen Bühne im Stadion ab, sondern hinter den Kulissen in den Mannschaftshotels. Mit dabei: Peter Müller, leitender Physiotherapeut des St. Josef-Stifts Sendenhorst.

Zugeschlagen hat der Norovirus knapp zwei Tage nach Ankunft in London in dem Hotel, in dem auch die deutschen Athleten und Betreuer untergebracht waren. „Wir hatten erst an eine Lebensmittelvergiftung gedacht“, erzählt Peter Müller nach seiner Rückkehr aus London. Am Ende waren neun deutsche Sportler und Betreuer sowie weitere Mitglieder internationaler Teams betroffen. Peter Müller selbst blieb verschont.

„Das haben wir noch nie gehabt“, beschreibt Müller das Ausmaß der Herausforderung. Die Internisten aus den eigenen Teamreihen und des Dachverbandes IAAF hätten sofort eine medizinische Taskforce gebildet und Sofortmaßnahmen eingeleitet. Betroffene wurden sofort isoliert, die Hygienemaßnahmen verschärft und die Selbstbedienung am Büffet gestrichen. Ursprünglich wollte das Gesundheitsamt das Hotel sogar unter Quarantäne stellen. „Dann wäre es für uns vorbei gewesen“, so Müller.

Aber auch so war die medizinisch-physiotherapeutische Betreuung der Sportler eingeschränkt. „Es ging darum, den Körperkontakt zu reduzieren“, erklärt Müller. In der Folge seien Behandlungen nur noch im Notfall erfolgt, wenn der Start gefährdet gewesen sei. „Entspannungs- und Lockerungsmassagen entfielen“, so Müller.

So rasend schnell sich der Norovirus ausbreiten kann – die Inkubationszeit beträgt sechs bis zwölf Stunden –, so schnell ist der Spuk meist auch wieder vorbei: Heftiges Erbrechen und Durchfall, manche Betroffene konnten vor Schwäche kaum laufen. Nach 48 Stunden ging es vielen wieder deutlich besser. „Wenn nicht so schnell und professionell reagiert worden wäre, wären die Auswirkungen schlimmer gewesen“, zitiert Müller die Einschätzung der Mediziner vor Ort.

Danach hat sich das deutsche Team wieder richtig auf den Sport konzentrieren können. „Am vorletzten Tag konnten wir mit vier Medaillen noch was gut machen“, freut sich Müller. Unter den Hoffnungsträgern waren auch zwei Athletinnen, die im St. Josef-Stift regelmäßig zur Behandlung kommen: Pamela Dutkiewicz (Bronze-Medaille im Hürdenkurzsprint) und Gina Lückenkemper, die in London im Vorlauf die 100-Meter-Distanz auf Weltklasseniveau unter 11 Sekunden lief. „Ich bin optimistisch, dass wir bei der Europameisterschaft 2018 in Berlin mit jungen Athleten, die Medaillenchancen haben, am Start sind.“

Statt einer Pause geht es für Peter Müller gleich weiter mit dem ISTAF in Berlin, wo sich die Leichtathletik-Weltelite trifft, und dem Sportevent „Berlin fliegt“. Bereits seit 2004 ist Peter Müller im Therapeutenteam des Deutschen Leichtathletikverbandes tätig und begleitet den Nationalkader zu vielen internationalen Wettkämpfen.