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Revolution in der Rheumawelt

Mit der ersten Kältekammer in Europa machte Prof. Fricke, Gründungschefarzt der Klinik für Rheumatologie, überregionale Schlagzeilen.
Coronabedingt keine große Feier, aber Blumen zum 40. Jahrestag gab es für Prof. Fricke dann doch.

Deutschlandweit erste Rheumaabteilung eröffnete vor 40 Jahren im St. Josef-Stift

Es war eine überregional beachtete Premiere, als am 1. September 1980 die erste rheumatologische Krankenhausabteilung im St. Josef-Stift Sendenhorst öffnete. Prof. Dr. Reinhard Fricke war der Gründungschefarzt, der die heutige Klinik für Rheumatologie zu einem Leuchtturm in der Rheumawelt aufbaute. Eine große Feier zum runden Geburtstag der Fachabteilung findet coronabedingt in diesem Jahr nicht statt. Frickes Nachfolger Prof. Dr. Michael Hammer sowie langjährige Weggefährten, die Oberärzte Dr. Ute Heuermann und Dr. Michael Renelt, überraschten den Pionier und Wegbereiter in kleiner Runde aber am 40. Jahrestag mit Blumen.

Rückblende. Der allgemeine Teil des Sendenhorster Krankenhauses stand trotz großer Proteste vor der Schließung. Vom Land kam der Impuls, die orthopädische Fachkompetenz um eine rheumatologische Abteilung zu ergänzen. Kurz vor Weihnachten 1979 erreichte Prof. Fricke, damals in der Weserberglandklinik in Höxter tätig, ein Anruf vom damaligen Kuratoriumsvorsitzenden Heinrich Esser. „Wo liegt denn Sendenhorst?“, fragte der nach 14 Umzügen international bewanderte Fricke und pikierte wohl den Anrufer aus dem Münsterland. Dennoch fand bereits am 4. Januar 1980 ein erstes Gespräch statt. „Ich habe sofort die warme Atmosphäre im Haus aufgenommen“, erinnert sich Fricke.

Bedarf war riesig

Der erste Arbeitstag am 1. September 1980? „Es ging sofort mittenrein. Ich hatte 30 Patienten zu behandeln, die schon im Haus waren“, so Fricke. Der Bedarf war riesig. Es gab damals noch keine niedergelassenen Rheumatologen. Es herrschte die Meinung vor, dass Rheuma mit Wärme zu behandeln sei. Somit fand die Rheumatherapie vor allem in Kurkliniken statt.

Fricke setzte dagegen konsequent auf Kältetherapie: Zunächst mit lokaler Kaltlufttherapie, dann ab 1984 mit der europaweit ersten Kältekammer, die eine Ganzkörperkältetherapie bei minus 120 Grad ermöglichte. Die Idee dazu brachte Fricke aus Japan mit. Das Medienecho landauf, landab war gewaltig. Fricke: „Die Kältekammer hat den Ruf der Klinik schneller verbreitet als wirkungsvollere andere Behandlungsmethoden.“

"Durchbruch in der Therapie"

Die Kältetherapie hemmt die Entzündungsaktivität in den rheumatisch erkrankten Gelenken und senkt die Schmerzschwelle. Beides war wichtig für die physikalische Therapie, sprich Krankengymnastik, Wassergymnastik und Bewegung, um die Gelenke vor Versteifung zu schützen. Ein weiterer wichtiger Therapiebaustein war die chemische Synoviorthese, mit der mittels einer Flüssigkeit entzündetes Gewebe im Gelenk verödet werden konnte – in Kombination mit der Kältebehandlung damals ein „Durchbruch in der Therapie“, so Fricke.

Rückblickend sagt Fricke: „Ich bin den Mitarbeitern sehr dankbar, dass sie sich auf das Neue eingestellt haben. Manchmal haben wir noch nach 21 Uhr Visite gemacht.“ Alle hätten mitgezogen. Mit 30 Betten auf der Station A1 gestartet, übergab Fricke die Fachabteilung im Sommer 1996 an Prof. Dr. Michael Hammer – damals schon mit 96 und heute mit 111 Betten. Die Saat ist aufgegangen und war Keimzelle für die weitere Spezialisierung mit der Rheumaorthopädie (1982) und der Kinder- und Jugendrheumatologie (1989).