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Kinderrheumatologie: Neues Ultraschallgerät liefert hochaufgelöste Bilder

Ein neues Ultraschallgerät mit innovativem Dopplerverfahren verbessert die Diagnostik in der Kinderrheumatologie des St. Josef-Stifts.
Mit sehr kleinen Schallköpfen können auch sehr filigrane Strukturen an Fingern dargestellt werden.

Fortschritt für die Rheumadiagnostik: Gerät zeigt aktive Entzündungen an

Für den Laien ist es undefinierbares „Schneegestöber“, für Ultraschallexperten wie PD Dr. Daniel Windschall sind die Bilder auf dem Monitor wie ein offenes Buch. Aus den grauen, weißen und schwarzen Flächen „liest“ er, wo sich eine schmerzhafte Entzündung an Gelenken, Sehnen und Knochen seiner Patienten gebildet hat. Ultraschall ist in der Kinder- und Jugendrheumatologie ein äußerst wichtiges Diagnoseinstrument. Seit Kurzem steht dem Ärzteteam der Klinik für Kinder- und Jugendrheumatologie ein hochmodernes Ultraschallgerät mit einem innovativen Dopplerverfahren zur Verfügung.

„Das ist eine großartige Entwicklung für die Rheumadiagnostik, weil aktive Entzündungen sicherer und genauer dargestellt werden können“, erläutert Windschall. Eine entzündete Gelenkschleimhaut bildet Sekret, ähnlich wie die Nasenschleimhaut bei einem Schnupfen. Das führt zu einer Schwellung und durch die verstärkte Durchblutung zu einer Überwärmung des Gelenkes.

Die neuen Ultraschallköpfe arbeiten mit höheren Frequenzen und liefern hochaufgelöste Bilder von millimeterfeinen Strukturen im Inneren des Körpers. Mithilfe des innovativen Dopplerverfahrens SMI (Superb micro-vascular imaging) können zusätzlich winzige pulsierende Blutgefäße als Indikator für eine aktive Entzündung in den kindlichen Gelenken farbig dargestellt werden. Dadurch ist nun leichter zu erkennen, ob eine Entzündung die Gelenkschleimhaut, die Sehnenscheiden oder die Sehnenansätze betrifft.

„Für die Patienten bedeutet die verbesserte Diagnostik mehr Sicherheit und letztlich eine effektivere Behandlung“, so Windschall. Liegt der Bewegungseinschränkung eines Gelenkes keine akute Entzündung zu Grunde, könnte z.B. die Physiotherapie das Mittel der Wahl sein. Bestätigt sich dagegen eine Entzündungsaktivität, käme eher eine medikamentöse Therapieanpassung oder eine Gelenkpunktion in Frage. Und auch hier hilft das genaue Abbild des Körperinneren: Unter Ultraschallkontrolle kann eine Nadel exakt platziert werden, um Flüssigkeit aus einem entzündeten Gelenk herauszuholen und im selben Eingriff Cortison zu injizieren. 

„Der große Vorteil der Ultraschalldiagnostik liegt für Kinder vor allem darin, dass sie ohne Röntgenstrahlen auskommt und die Kinder während der Untersuchung nicht vollkommen still liegen müssen wie bei einer MRT-Untersuchung“, so Windschall. Das neue Gerät kommt aktuell auch bei einer europäischen Studie zu Entzündungen im kindlichen Kniegelenk zum Einsatz; Studienzentrum ist das St. Josef-Stift Sendenhorst.

Zum Thema Gelenkultraschall

Ultraschall ist eine Methode, um in den Körper hineinschauen zu können. Der Schallkopf sendet Wellen aus, die von Körpergeweben wie Knochen, Sehnen, Schleimhäuten, Flüssigkeit oder Luft unterschiedlich reflektiert werden und dadurch im Bild als unterschiedlich helle oder dunkle Flächen zu sehen sind. Bereiche mit Flüssigkeit oder Knorpel reflektieren wenige Ultraschallwellen und erscheinen als dunkle Flächen. Bei kleinen Kindern sieht man in den Gelenken noch viel Knorpel, so dass die Schallwellen weniger reflektiert werden – eine Fehlinterpretation könnte fatal sein. Das neue Ultraschallgerät der Klinik für Kinder- und Jugendrheumatologie zeigt präzise den Unterschied zwischen Knorpel und Flüssigkeit, was vor allem bei kleinen Kindern sehr wichtig ist.