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Kinaesthetic: Damit die Arbeit leichter geht

Anne Rudde ist seit 20 Jahren Kinaesthetic-Trainerin im St. Josef-Stift und unterstützt bei der Verbesserung von Arbeitsbedingungen.
Anne Rudde ist seit 20 Jahren Kinaesthetic-Trainerin im St. Josef-Stift und unterstützt bei der Verbesserung von Arbeitsbedingungen.
Um schwere Lasten nicht tragen zu müssen, zieht Steffi Prinz (r.) den Container mit dem frisch gekochten Gemüse auf einen Wagen und rollt ihn zu seinem Bestimmungsort.
Um schwere Lasten nicht tragen zu müssen, zieht Steffi Prinz (r.) den Container mit dem frisch gekochten Gemüse auf einen Wagen und rollt ihn zu seinem Bestimmungsort.
Ingrid Beermann geht in Schrittstellung, um die Arbeitshöhe für sich individuell anzupassen.
Ingrid Beermann geht in Schrittstellung, um die Arbeitshöhe für sich individuell anzupassen.

Rückenschonendes Arbeiten: Schulung für Mitarbeitende der Zentralküche

Sitzen ist das neue Rauchen – sagt der Volksmund. Aber wer bei der Arbeit überwiegend steht oder läuft, kann ebenso unter Rückenschmerzen leiden. Dies war ein Ergebnis der Mitarbeiterbefragung im Team der Zentralküche des St. Josef-Stifts. Ein Fall für Anne Rudde, die seit mehr als 20 Jahren Kinaesthetic-Trainerin im Stift ist und die besonderen Bedingungen der Küchenarbeitsplätze mit den Mitarbeitenden unter die Lupe nahm. Gemeinsam erarbeiteten sie in Theorie und Praxis Möglichkeiten, um rückenschonendes Arbeiten zu erleichtern.

Im ersten Schritt wurde zusammengetragen, was die besonderen Erschwernisse der Arbeitsplätze in der Kalten Küche, an den Kesseln, am Verteilband oder an der Essensausgabe sind. „Es geht darum, Anspannungen wahrzunehmen und bei der Lösung des Problems, die eigenen Bewegungsmöglichkeiten zu nutzen und die Arbeitsumgebung besser zu gestalten“, beschreibt Anne Rudde den Weg. Als besonders belastend werden das Heben schwerer Lasten, das Arbeiten auf engem Raum sowie nicht angepasste Arbeitshöhen empfunden. Aber auch Zeitdruck wurde genannt.

„Es ist eine schöne Art der Wertschätzung, dass den Mitarbeitenden diese Schulung ermöglicht und ihre Hinweise ernst genommen werden.“

Anne Rudde, seit mehr als 20 Jahren Kinaesthetic-Trainerin im Stift

Nach der Theorie folgte die Praxis. Anne Rudde besuchte die Teilnehmerinnen der Schulung an ihren Arbeitsplätzen, beobachtete, fragte nach, packte selbst mit an, um Verbesserungsmöglichkeiten zu testen und anzuleiten. „Jeder muss seinen eigenen Weg finden und Verantwortung für seinen Rücken und seine Gesundheit übernehmen. Dabei darf man sich auch trauen, etwas mal ganz anders zu machen!“

So wie Ingrid Beermann. Mit ihrer stattlichen Körpergröße steht sie in Schrittstellung vor dem Kochkessel, damit sie sich beim Umrühren nicht so tief hinunter beugen muss. „Unter Zeitdruck denkt man aber nicht immer daran. Es wäre schön, wenn wir das Wissen immer wieder auffrischen könnten, damit die Schulung nachhaltig wirkt“, sagt sie. Nebenan füllt Steffi Prinz fertig gegartes Gemüse in einen Metallcontainer um. Das schwere Gefäß zieht sie geschickt auf einen Rollwagen und spart sich damit das schwere Heben und Tragen.

„Ich finde gut, dass man Hinweise erhält, was man selbst verbessern kann, und dass man seinen eigenen Arbeitsstil kritisch überdenkt.“ Küchenmitarbeiterin Steffi Prinz

In der Kalten Küche rührt Pia Hagehülsmann den beliebten Pudding. Die Puddingwanne hat sie sich auf einen Wagen gestellt, um sich nicht so tief hinunter beugen zu müssen. Aber die Rührmaschine ist sehr schwer und nicht leicht zu halten. „Das geht sehr auf den Schulter-Nacken-Bereich“, erkennt Anne Rudde, nimmt die Maschine und hält sie eng an die Körpermitte. Das entlastet. „Danke! Du darfst gerne wieder kommen“, bedankt sich Pia Hagehülsmann mit einem Augenzwinkern für den guten Tipp.

6 Tipps für ergonomisches Arbeiten:

  • Schrittstellung einnehmen und in Bewegung bleiben: In Schrittstellung mit leicht gebeugten Knien ist der Rücken beweglicher und sind dynamischere Bewegungen möglich. Große Menschen können damit auch zu niedrige Arbeitshöhen etwas ausgleichen.
  • Bewegung unterstützt die Arbeit: Mit fließenden Körperbewegungen lassen sich viele Arbeitsgänge leichter erledigen, als wenn man unbeweglich am Platz steht.
  • Gewicht auf mehrere Punkte verlagern: Wer mit einer Hand rühren oder etwas abwischen muss, kann sich die Arbeit erleichtern, indem er die andere Hand aufstützt. Das Gewicht wird dadurch verlagert und somit der Rücken entlastet.
  • Schwere Lasten eng am Körper tragen: Getränkekisten, schwere Tabletts oder Gefäße lassen sich leichter tragen, wenn das Gewicht nah an der Körpermitte getragen wird.
  • Freude an der Arbeit: Es gibt immer wieder Zeiten, in denen mit weniger Händen viel Arbeit zu erledigen ist. Es geht leichter, wenn man die Arbeit mit Freude und im guten Miteinander mit den Kolleginnen und Kollegen angeht.
  • Fit bleiben und den Rücken kräftigen: Jeder und jede hat unabhängig vom Alter auch eine Eigenverantwortung für die eigene Gesundheit und dafür, den Rücken zu kräftigen und sich fit zu halten.

 

 

 

 

Bildzeilen (Querformat)

(Anne Rudde grün umrankt)

Anne Rudde ist Kinaesthetic-Trainerin im St. Josef-Stift und nur selten in ihrem Büro mit dem markanten Ranken-Leuchtbild. Viel öfter geht sie in Arbeitsbereiche und schaut sich mit Mitarbeitenden an, wie Arbeitstechniken und Arbeitsplätze  optimiert werden können.

 

Foto mit Steffi Prinz:

Um schwere Lasten nicht tragen zu müssen, zieht Steffi Prinz (r.) den Container mit dem frisch gekochten Gemüse auf einen Wagen und rollt ihn zu seinem Bestimmungsort.

Foto am Kochkessel:

Die Schrittstellung nutzt Ingrid Beermann, um die Arbeitshöhe für sich anzupassen: Sie muss sich nicht so tief hinunterbeugen und kann sich dynamischer bewegen.

 

Foto am Pudding:

Kinaesthetic-Trainerin Anne Rudde packt selbst mit an, um Arbeitstechniken und Geräte wie hier den Puddingquirl auszuprobieren. Pia Hagehülsmann aus der Kalten Küche schaut interessiert zu.