90 Jahre Schule für Kranke im St. Josef-Stift Sendenhorst




Klassenziel seit 90 Jahren erreicht: Soziale Integration und Teilhabe am Leben
90 Jahre alt und doch in vielerlei Hinsicht Avantgarde: Die Schule für Kranke im St. Josef-Stift Sendenhorst setzt bereits seit Jahrzehnten um, was heute als moderne Bildungsidee gilt. Die Lehrer lehren integrativ über Schulformen und Jahrgänge hinweg und sie arbeiten präventiv, damit die Bildungskarriere der jungen Rheumapatienten nicht abbricht. „Die Schule ist kein Nachhilfeinstitut, sondern sie ist ein Instrument, um Kinder zurück ins Leben zu holen, und sie ist ein wichtiger Baustein der Therapie“, fasste Uwe Eisenberg, Dezernent bei der Bezirksregierung Münster, anlässlich des runden Schulgeburtstages zusammen. Er wünschte ein langes Fortbestehen, ergänzte aber vielsagend: „Dafür ist noch viel Öffentlichkeitsarbeit nötig.“
Zum Festtag am 8. Mai 2015 hatten sich viele Gratulanten aus Rat und Verwaltung der Stadt Sendenhorst, vom St. Josef-Stift, dem Bundesverband Kinderrheuma e.V. und von benachbarten Schulen eingefunden. Schulleiter Peter Heidenreich und sein Kollegium ließen 90 Jahre Schulgeschichte Revue passieren. „Unser wichtigstes Ziel ist es, dass die Kinder Anschluss halten an den Unterricht in ihrer Heimatschule. Das erfordert ein hohes Maß an Individualisierung und Differenzierung“, so Heidenreich. Die deutlich verkürzten Verweildauern brächten kürzere, dafür aber regelmäßig wiederkehrende Phasen in der Krankenhausschule mit sich.
Aus Sicht des Krankenhauses warfen Geschäftsführerin Rita Tönjann und Dr. Gerd Ganser, Chefarzt der Kinder- und Jugendrheumatologie, den Blick zurück. „Die Schule gehört zum medizinischen Konzept“, betonte Ganser. Die zunehmende Zahl von Patienten mit Schmerzverstärkungssyndrom, die teilweise wochen- und monatelang nicht zur Schule gingen, unterstreiche die Bedeutung der Krankenhausschule, um diese Jugendlichen wieder an ein normales Leben heranzuführen. „Soziale Integration und Teilhabe gelingt hier in herausragender Weise“, dankte Rita Tönjann der Stadt als Schulträgerin und der Bezirksregierung, dass sie die Notwendigkeit der Schule sehen und unterstützen.
„Früher stand die Krankheit der Kinder im Vordergrund, heute bedeutet der gestiegene Leistungsdruck für kranke Kinder eine Doppelbelastung“, brach Gaby Steinigeweg, Vorsitzende des Bundesverbandes Kinderrheuma e.V., eine Lanze für die Schule. „Ich hoffe, dass die Lehrer auch künftig immer eine offene Tür für die Kinder und ihre Eltern haben.“
Umrahmt wurde die Feier von der Musik-AG der benachbarten Kardinal-von-Galen-Grundschule. Junge Patienten aus dem St. Josef-Stift hatten ihre Glückwünsche gereimt, gemalt und aufgeschrieben. Für ehemalige Lehrer und Leiter der Schule für Kranke war die Feier auch eine Art großes Klassentreffen, bei dem viele Erinnerungen ausgetauscht wurden.