Neues aus Forschung und Praxis der Rheumatologie


22. Adventssymposium im St. Josef-Stift Sendenhorst
Neue Forschungsergebnisse, Therapieansätze und interessante Fälle aus der Rheumatologie, Kinderrheumatologie und Rheumaorthopädie bildeten auch beim 22. Adventssymposium am 2. Dezember 2017 im St. Josef-Stift den Schwerpunkt für das interessierte Fachpublikum. Die drei Chefärzte des Rheumatologischen Kompetenzzentrums im St. Josef-Stift hatten namhafte Referenten eingeladen, aber auch aus den eigenen Reihen gaben Ärzte Spezialwissen weiter und standen für Fragen zur Verfügung.
Das A und O einer guten Rheumatherapie ist die frühzeitige Diagnose. Prof. Dr. Michael Hammer (Chefarzt der Klinik für Rheumatologie) begrüßte Prof. Dr. Thorsten Derlin von der Medizinischen Hochschule Hannover, der den aktuellen Stand der PET/CT-Bildgebung in der Rheumatologie vorstellte. Dieses Verfahren, das die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und die Computertomographie (CT) kombiniert, hat in der Diagnostik von Vaskulitiden großer und mittlerer Arterien sehr an Bedeutung gewonnen. Sie gilt als „diagnostische eierlegende Wollmilchsau“ – ein Vielkönner, der allerdings keine kassenärztliche Leistung ist, wie von einem niedergelassenen Rheumatologen kritisch angemerkt wurde.
Aus kinderrheumatologischer Sicht“, so Chefarzt Dr. Gerd Ganser, ist der „Ultraschall als dritte Hand eine enorm wichtige Methode“, um Diagnosen zu überprüfen. Mit Dr. Daniel Windschall, Asklepios Klinik Weißenfels, begrüßte er einen Referenten, der maßgeblich die Erarbeitung alters- und gelenkbezogener Normwerte vorangetrieben hat, um die Bildgebung der Gelenksonografie bei Kindern und Jugendlichen noch sicherer deuten zu können. Obwohl MRT und Ultraschall enorm an Bedeutung gewonnen hätten, erklärte er: „Es gibt keinen Goldstandard für alle kinderrheumatologischen Fragestellungen.“ Vielmehr müsse unter Beachtung weiterer Faktoren wie Strahlenbelastung oder Alter des Kindes das jeweils günstigste bildgebende Verfahren gewählt werden.
Aktuelle Therapieoptionen bei der systemischen Sklerose und das besondere Verfahren der Stammzelltransplantation stellte Privatdozent Dr. Jörg Henes, Universitätsklinikum Tübingen, vor. Bei dieser sehr aufwändigen Behandlung erfolge ein Reset des Immunsystems. „Das ,Wiederhochfahren‘ des Immunsystems wird durch die Gabe von Stammzellen unterstützt“, erläuterte er das Prinzip. Dabei hänge der Erfolg von einer Vielzahl von Faktoren ab, so dass die Behandlung nicht für jeden Patienten das Mittel der Wahl sei.
Besondere Beispiele aus der Praxis stellten Referenten aus dem St. Josef-Stift vor. Oberarzt Dr. Michael Renelt berichtete von dem Fall einer progressiven pseudorheumatoiden Dysplasie, einer genetischen Erkrankung mit rheumaähnlichen Symptomen. Diese Erkrankung trete weltweit 1 : 1 Million Mal auf.
Die Klinik für Rheumaorthopädie steuerte mit Dr. Nina Mühlhaus und Shabnam Schade zwei Beiträge zur chirurgischen Behandlung rheumatisch bedingter Handdeformitäten bei. Einleitend erläuterte Oberarzt Dr. Ansgar Platte, dass die Zahl der handchirurgischen Eingriffe bei Rheumapatienten um 40 Prozent zugenommen habe: „Die Patienten haben durch die Biologika-Therapien mehr Lebensqualität gewonnen. Die Funktionseinbußen der Gelenke sind dadurch heute meist nicht mehr so gravierend wie in früheren Zeiten, aber die Patienten kommen heute wesentlich früher, um die Handfunktion mit einer Operation zu verbessern.“ Die zahlreichen Beispiele aus der Praxis machten deutlich: Die Frage nach Handendoprothese oder Versteifung darf sich nicht allein daran orientieren, was medizinisch möglich ist, sondern vielmehr daran, was dem Patienten den nachhaltigsten Behandlungserfolg bringt.