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Bundestrainer Otto Becker macht sich fit für Olympia

Ein Teil der Olympiavorbereitung für Paris findet auch im St. Josef-Stift statt: Otto Becker, Bundestrainer der deutschen Springreiter, arbeitet mit Physiotherapeut Philipp Sauermann an seiner Fitness für Olympia 2024.
Ein Teil der Olympiavorbereitung für Paris findet auch im St. Josef-Stift statt: Otto Becker, Bundestrainer der deutschen Springreiter, arbeitet mit Physiotherapeut Philipp Sauermann an seiner Fitness für Olympia 2024.

Nach Knieverletzungen OP und Physiotherapie im St. Josef-Stift

Wenn Anfang August die deutschen Springreiterinnen und -reiter vor der grandiosen Kulisse von Schloss Versailles in Paris um olympisches Edelmetall kämpfen, dann wird sich zeigen, ob die aktuell auf Hochtouren laufenden Vorbereitungen Früchte tragen. Rund um den Erdball zeigen die deutschen Favoriten bei erstklassigen Turnieren ihre aktuelle Form und geben ihre Empfehlung für das Olympiateam ab. Doch nicht nur Pferde und Reiter arbeiten in diesen Wochen an ihrer Form, sondern auch Bundestrainer Otto Becker, der seine ganz persönliche Olympiavorbereitung derzeit im Therapiezentrum des St. Josef-Stifts absolviert.

Eine Meniskusverletzung am Knie führte Otto Becker vor gut eineinhalb Jahren ins St. Josef-Stift in die Klinik für ambulante Operationen und Sporttraumatologie. Da es mit Blick auf das Olympiajahr damals gut passte, entschied er sich für eine Operation bei Chefarzt Dr. Carsten Radas und begann mit Physiotherapie bei Philipp Sauermann im Therapiezentrum. Anfang Juli 2023 hob ein Kreuzbandriss Otto Becker buchstäblich aus dem Sattel: Ausgerechnet beim kontrollierten Absteigen knackte es vernehmlich im Knie. Es tat zwar nicht weh, aber Dr. Radas stellte danach die eindeutige Diagnose eines Kreuzbandrisses und empfahl eine konservative Behandlung statt einer Operation. Wieder übernahm Philipp Sauermann - einmal in der Woche eine doppelte Einheit Physiotherapie.

„Bei Philipp bin ich in Superhänden, um mein Knie zu stabilisieren und meinen Allgemeinzustand zu fördern. Für Paris will ich richtig fit sein, dort bin ich viel in Bewegung und im Stress“, erklärt der Wahl-Albersloher Otto Becker seine Motivation. „Ich bin sehr froh, dass ich quasi in meiner Nachbarschaft so gute Möglichkeiten und so hohe Kompetenz in ärztlicher Behandlung und Therapie von Sportlern habe. Ich habe vollstes Vertrauen in die Behandlung und bin sogar schon wieder Wandern und vorsichtig Skifahren gewesen.“

„Ich bin sehr froh, dass ich quasi in meiner Nachbarschaft so gute Möglichkeiten und so hohe Kompetenz in ärztlicher Behandlung und Therapie von Sportlern habe. Ich habe vollstes Vertrauen in die Behandlung." Otto Becker, Bundestrainer der deutschen Springreiter

Der Hauptfokus liegt für Otto Becker kurz vor Olympia aber bei den Pferden, den Reiterinnen und Reitern, die ein Ticket nach Paris lösen könnten. „Es hat sich sehr viel getan im Reitsport: Die Reiter arbeiten heute sehr viel an sich und ihrer Fitness. Und auch die Pferde werden sehr umsorgt von Tierärzten und Physiotherapeuten.“ Pferd und Reiter bilden eine Einheit und werden aus verschiedenen professionellen Blickwinkeln gefördert. Ihre Leistung stellen sie schließlich bei hochkarätigen internationalen Turnieren unter Beweis, wie zum Beispiel bei 5-Sterne-Nationenspringen, beim Weltcup oder bei der Global Champions Tour.

Die nächsten Wochen sind für Otto Becker sehr spannend und reiseintensiv. Auf dem Plan steht zum Beispiel noch St. Gallen, hinter ihm liegen bereits Turniere in Abu Dhabi, Riad, Madrid, Ocala (USA) und zuletzt Rom und das große Springderby in Hamburg. „Die Herausforderung liegt darin, dass sich Pferd und Reiter bei diesen Turnieren mit ihren Qualitäten zeigen, aber den Höhepunkt ihrer Leistung erst in Paris abrufen. Deshalb müssen sie jetzt eine gute Mischung zwischen Ruhe und Wettkampf finden, damit sie für Paris noch Reserven haben.“

Aus dem handverlesenen Olympiakader mit sieben Reiterinnen und Reitern wird das vierköpfige Olympiateam für Paris nominiert. Die eigentliche Nominierung für das Olympiateam fällt im Springausschuss des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) in Warendorf. Hier stimmt sich der Bundestrainer mit vier weiteren Experten ab, die gemeinsam die verschiedenen Blickwinkel der Turnierveranstalter, der aktiven Reiter und des Leistungssports miteinbringen. Beratend ist zudem ein Tierarzt mit dabei.

Im Springausschuss schlägt Otto Becker als Bundestrainer seit 16 Jahren die Zusammensetzung des Olympiateams vor, die in der heißen Phase der Olympiavorbereitung sehr intensiv in mehreren Runden diskutiert und beraten wird. An der Arbeit  im Springausschuss schätzt Otto Becker den großen Sachverstand und das große Vertrauen untereinander. „Wir legen großen Wert auf Konstanz, weil man sich bei den aktuellen Wettbewerbsregeln keine schwache Runde mehr leisten kann, seitdem es kein Streichergebnis mehr gibt.“

„Es müssen alle fit sein – auch der Bundestrainer."
Otto Becker

Von den vier nominierten deutschen Springreitern, die nach Paris fahren, gehen am Ende drei an den Start. Im Mannschaftswettbewerb kommen von 20 Teams nur zehn weiter, bei den Einzelwettbewerben schaffen es von 75 Teilnehmenden sogar weniger als die Hälfte ins Finale. Otto Becker: „Das ist Maßarbeit, dass Qualität und Form auf den Punkt genau da sein müssen und natürlich das Quäntchen Glück, das es ebenfalls im Wettbewerb braucht.“

Für Otto Becker ist es übrigens die siebte Olympiateilnahme: Dreimal war er als Reiter dabei und gewann im Teamwettbewerb 2000 in Sydney Gold und 2004 in Athen Bronze. Zum vierten Mal begleitet er als Bundestrainer die Olympischen Spiele. Das Springreiterteam kommt am 30. Juli in Paris an, am 31. Juli steht Training auf dem Programm, und dann geht es am 1. und 2. August schon in die Teamwettbewerbe, am 5. und 6. August in die Einzelwettbewerbe. „Es müssen alle fit sein – auch der Bundestrainer“, sagt Otto Becker augenzwinkernd und fügt mit Blick auf seinen Physiotherapeuten Philipp Sauermann an: „Ich bin so froh, dass ich hier sein darf, und mich für Olympia fit machen kann.“