Kinderrheuma-Update Münsterland - Premiere für interdisziplinäre Fortbildung






„Kinderrheuma-Diagnostik ist knifflige Detektivarbeit“
Kinderrheuma hat oft noch den Status eines Orchideenfachs. Deutschlandweit sind rund 14.000 Kinder und Jugendliche von einem der vielfältigen rheumatischen Krankheitsbilder betroffen. „Es dauert bei vielen Kindern oft noch viel zu lange, bis sie die richtige Diagnose und Behandlung bekommen“, beschreibt PD Dr. Daniel Windschall die Situation. Um Kinderrheuma mehr Aufmerksamkeit bei ärztlichen und therapeutischen Fachleuten zu verschaffen und die Behandlung in der Region zu stärken, fand Ende Mai 2022 erstmals die interdisziplinäre Fortbildung „Kinderrheuma-Update Münsterland“ im St. Josef-Stift Sendenhorst statt.
Windschall, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendrheumatologie im St- Josef-Stift, hatte in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Dirk Föll, Dr. Claas Hinze und PD Dr. Helmut Wittkowski (alle von der Pädiatrischen Rheumatologie des Uniklinikums Münster) nach Sendenhorst eingeladen. Dabei richtete sich die Veranstaltung an Interessierte aus ärztlichen und therapeutischen Berufen. „Die Diagnose von Gelenkproblemen bei Kindern und Jugendlichen ist oft knifflige Detektivarbeit, und für die Behandlung ist ein multiprofessionelles Setting erforderlich“, so Windschall.
Im St. Josef-Stift arbeiten drei Fachkliniken mit den Schwerpunkten Rheumatologie, Rheumaorthopädie sowie Kinder- und Jugendrheumatologie zusammen und bilden zusammen das Rheumatologische Kompetenzzentrum Nordwestdeutschland. Dazu gehören auch hochspezialisierte Mitarbeitende in der Physiotherapie, Ergotherapie, Orthopädietechnik und –schuhtechnik, Kinder- und Jugendpsychologie, in der Pflege und in der psychosozialen Betreuung durch den Bundesverband Kinderrheuma e.V. im St. Josef-Stift. „Wir haben viel Kompetenz in der Region“, würdigte Prof. Dr. Dirk Föll die Initiative aus Sendenhorst, die Behandlungsmöglichkeiten bei Kinderrheuma einem größeren Fachpublikum zugänglich zu machen.
Die ärztlichen Vorträge beschäftigten sich mit dem Spektrum chronischer Gelenkerkrankungen sowie den seltenen bis ultraseltenen autoinflammatorischen Erkrankungen. Welche Labordiagnostik ist sinnvoll bei Gelenkbeschwerden, welche neuen Medikamente gibt es für die Therapie von Juveniler idiopathischer Arthritis (JiA)? Viele Antworten gab es auch zu den Krankheitsbildern der Kollagenosen, Vaskulitiden, CRMO und Knochenerkrankungen, die jeweils in interessanten Fallbeispielen aus den Kliniken in Sendenhorst und Münster vorgestellt wurden. Ein Alleinstellungsmerkmal stellt das Sendenhorster Therapiekonzept für die Behandlung chronischer Schmerzerkrankungen am Bewegungsapparat dar.
In Workshops gab es praktische Einblicke in die Bereiche Gelenkinjektion, Gelenkuntersuchung und Gelenkultraschall. Die therapeutischen Disziplinen des St. Josef-Stifts stellten ihre Behandlungskonzepte in der Ergotherapie, Physiotherapie und die Hilfsmittelversorgung durch die Orthopädische Werkstatt vor. Psychosoziale Aspekte erläuterten das psychologische Team und der Bundesverband Kinderrheuma e.V..