Nachrichten

Spinalkanalstenose - der lange Weg zur richtigen Diagnose

Dr. Christian Brinkmann erläutert seinem Patienten, wie eine Spinalkanalstenose ensteht.
Im Reha-Zentrum am St. Josef-Stift trainierte Heinrich Brunnberg, um wieder fit zu werden für den Alltag.

Heinrich Brunnberg litt an einer Spinalkanalstenose...

... bis ihm im Wirbelsäulenzentrum geholfen werden konnte

Den Tag, als Heinrich Brunnberg plötzlich nicht mehr laufen konnte, vergisst der damals 77-jährige Landwirt nicht so schnell. Plötzlich versagte das linke Bein den Dienst, und er konnte nicht mehr alleine vom Trecker absteigen. Unerträgliche Schmerzen plagten den rüstigen Mann über Monate: Mal waren Hüfte und Leistengegend betroffen, anderntags strahlte der Schmerz in den Oberschenkel bis zum Knie aus. „Vor allem das linke Bein wurde immer unzuverlässiger, als wenn es nicht mehr zu mir gehören würde“, erinnert er sich an die folgende Ärzte-Odyssee. Geholfen hat ihm erst die richtige Diagnose im Wirbelsäulenzentrum des St. Josef-Stifts. Dass die unspezifischen Beinschmerzen ihre Ursache im Rücken haben, darauf war zuvor niemand gekommen. Diagnose: Spinalkanalstenose.

Lange Diagnose-Odyssee mit unklaren Symptomen

„Oft ist es schwer, eine Verbindung herzustellen zwischen den unspezifischen Beinschmerzen und der Wirbelsäule“, weiß Dr. Christian Brinkmann, Chefarzt der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie, aus Erfahrung.  Häufig erfolgt eine Überweisung zum Phlebologen oder Neurologen, dann zum Orthopäden. Dann haben viele Patienten aber meist schon eine längere Therapie mit starken Schmerzmitteln oder gar Opioiden hinter sich. Letztere beeinträchtigten als Nebenwirkung die Mobilität der Patienten, was die Gangunsicherheit oft noch verstärke. Die Schonung führe dazu, dass Herz, Lunge und Muskulatur nicht mehr trainiert werden – ein Teufelskreis beginnt.

Acht Monate quälte sich Heinrich Brunnberg mit den Beinschmerzen, die ihn vor allem nachts plagten. Und was für ihn fast noch schlimmer war: „Ich konnte keine 200 Meter mehr laufen und meinem Sohn auf dem Hof nicht mehr helfen.“

Verknöcherung der Wirbelsäule

Mit der Einweisung ins St. Josef-Stift begann zunächst eine konservative Therapie der Schmerzen. Eine Facettengelenkinfiltration und die periradikuläre Therapie, eine Nervenwurzelumspülung mit Schmerzmedikamenten, brachten nur kurzfristig Besserung und sicherten neben bildgebenden Verfahren die Diagnose einer knöchernen Spinalkanalstenose ab. Dr. Brinkmann: „Die Verknöcherung der Wirbelsäule ist eine normale Reaktion des Körpers, um die im Alter abnehmende Elastizität der Bandscheiben zu kompensieren.“ Die Bandscheibe verliert an Wasser und schrumpft, so dass die kleinen Wirbelgelenke aneinander reiben.

Wenn die Verknöcherungen in den Rückenmarkkanal hineinwachsen, kommt es zu einer Einengung der Nervenstrukturen. Anhand der Symptome und betroffener Bereiche, zum Beispiel Außenseite Ober- und Unterschenkel mit Fußrücken und Großzehe, können die Rückenspezialisten genau die betroffene Nervenwurzel und das Nervensegment der Wirbelsäule ermitteln, in dem Falle zum Beispiel L5-Nervenwurzel aus dem Bandscheibensegment L4/5.

Behandlung zunächst immer nichtoperativ

Das Beschwerdebild folgt klaren anatomischen Regeln. Dennoch: „Zu Beginn der Behandlung kommen zunächst immer nichtoperative Mittel zum Einsatz.“ Wenn diese nicht greifen, gehe man mit mehr Vertrauen in die Operation, weiß Brinkmann aus Erfahrung.

So war es auch bei Heinrich Brunnberg. Nach gut einer Woche brachte die Schmerzbehandlung keinen nachhaltigen Erfolg mehr. Die Diagnose war eindeutig: An zwei Stellen war seine durch eine Skoliose zusätzlich belastete Lendenwirbelsäule durch knöcherne Einwüchse verengt. Heinrich Brunnberg entschloss sich zur Operation – und konnte bereits zehn Tage später wieder nach Hause.

Ziel erreicht: Schmerzfrei laufen und nachts durchschlafen

Für Heinrich Brunnberg war die erfolgreiche Operation das schönste Geschenk: Schmerzfrei und sicher wieder laufen zu können und nachts durschlafen! Nur wenige Tage später schloss er eine Anschlussheilbehandlung im Reha-Zentrum am St. Josef-Stift an, und holte mit viel Eifer die verlorene Fitness wieder nach, trainierte unter Anleitung der Therapeuten Kraft, Koordination und Ausdauer. Sein Ziel: Schon bald wieder ohne Stock zu laufen. „Das Wichtigste war die richtige Diagnose. Ich bin begeistert, dass es so verlaufen ist.“

 

Zum Thema: Ist Prävention möglich?

Die knöcherne Verengung des Rückenmarkkanals (Spinalkanalstenose) ist ein schicksalhafter Verlauf und lässt sich nicht durch präventive Maßnahmen vermeiden. Anders sieht es bei Instabilitäten  der Wirbelsäule aus, denen durch Muskelaufbau vorgebeugt werden kann. Schmerzen und Einschränkungen durch eine Spinalkanalstenose entwickeln sich sehr langsam. Betroffene nehmen sie oft über eine längere Zeit als altersbedingte Störung hin. Wie bei einer Regentonne bringt dann ein Tropfen das Fass zum Überlaufen. Die knöchernen Einwüchse in den Wirbelkanal können nur operativ entfernt werden, wobei es große Fortschritte durch minimalinvasive Operationstechniken sowie Operationsmikroskope gegeben hat. Dr. Christian Brinkmann: „Viele Patienten ärgern sich, dass sie die Operation so lange hinausgezögert haben und so viel Lebensqualität eingebüßt haben.“