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Die beiden letzten Ordensschwestern verlassen das St. Josef-Stift

Schwester M. Emelia (l.) und Schwester M. Hermanda verlassen im Oktober 2021 das St. Josef-Stift. Damit endet nach 132 Jahren eine Tradition.

Schwester M. Emelia und Schwester M. Hermanda schauen auf ein erfülltes Leben zurück

Mit dem Umzug von Schwester M. Emelia und Schwester M. Hermanda am 21. Oktober 2021 nach Nordwalde geht eine Ära im St. Josef-Stift zu Ende. 132 Jahre waren die Mauritzer Franziskanerinnen im St. Josef-Stift und zuletzt in den Altenhilfeeinrichtungen der Stiftung tätig. Sie prägten nachhaltig die menschliche Zuwendung und persönliche Atmosphäre im Haus. Sie werden fehlen, aber ihr Wirken bleibt im Leitsatz des St. Josef-Stifts „Menschen sind uns wichtig“ lebendig. Am 20. Oktober werden sie feierlich im Beisein von Weihbischof Dr. Stefan Zekorn verabschiedet.

Aber was bewegt die Ordensschwestern selbst an diesem besonderen Wendepunkt? „Es hat uns gut gefallen, sonst wären wir nicht so lange geblieben“, sagt Schwester M. Emelia mit einem Augenzwinkern. Dennoch fällt der Abschied schwer. In ihrem Herzen nimmt sie viele gute Erinnerungen an das St. Josef-Stift mit: „Die Festlichkeiten hier im Haus waren immer sehr schön, und die menschlichen Beziehungen waren sehr gut.“

Im November 1983 war Schwester Emelia ins St. Josef-Stift gekommen und arbeitete viele Jahre als leitende OP-Schwester. Obwohl die Tätigkeit im OP-Saal eher technisch war, hat sie immer auch den Menschen gesehen: „Am Abend vor der Operation habe ich die Patienten besucht und sie beruhigt, wenn sie Angst vor der Operation hatten.“

Ihr Wunsch in den Orden einzutreten, wurde vom Vorbild einer Ordensschwester geprägt: Sie pflegte die kranke Mutter auf dem Hof in Velen-Ramsdorf, und als jüngstes von zwölf Kindern half Schwester M. Emelia wie selbstverständlich bei der Pflege mit.

Auch Schwester M. Hermanda wuchs auf einem Bauernhof auf und zwar in Schöppingen. Bereits als junge Frau half sie im Krankenhaus. Mit ihrer Cousine ging sie in Exerzitien – ein prägendes Erlebnis: Beide gingen gemeinsam konsequent den Weg in den Krankenpflegeorden der Mauritzer Franziskanerinnen.

Schwester M. Emelia und Schwester M. Hermanda gehören beide noch der Generation von Ordensschwestern an, die nach sehr strengen Regeln lebten. Das Gelübde für Armut, Gehorsam und Keuschheit wurde sehr streng ausgelegt. So war der Kontakt zur Familie stark reglementiert: Vor der Ewigen Profess durften die jungen Ordensfrauen nur ein einziges Mal nach Hause. Ein Besuch war auch erlaubt, wenn die Eltern im Sterben lagen; nach dem Tod war ein Besuch untersagt.

Der ganze Besitz einer Ordensschwester passte redensartlich in einen einzigen Karton. Dieses Hab und Gut hatten sie auch bei den jährlichen Exerzitien dabei. Bei diesem Jahrestreffen trat zum Abschluss die Ehrwürdige Mutter ans Pult und begann mit den Worten „Es möchten reisen…“. Schwester M. Hermanda: „In diesem Augenblick wurde  mitgeteilt, ob und wohin man versetzt wurde. In den alten Konvent kehrte man nicht mehr zurück. Ein Mitspracherecht gab es damals nicht.“

Auf ihr Leben schauen beide zufrieden zurück. Und dennoch schmerzt, dass die Tradition der Ordensschwestern im Stift endet. Schwester M. Emelia wird Ende Oktober 88 Jahre alt, Schwester M. Hermanda ist 81 Jahre alt. „Es ist schade. Abschied ist immer schwer, egal wie alt man ist“, meint Schwester Emelia. Und ergänzt bescheiden: „Bedanken braucht sich niemand, wir haben die Arbeit gerne gemacht.“