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„Es war eine gute Zeit“

Weihbischof Dr. Stefan Zekorn schenkte den Ordensschwestern ein symbolisches Licht.
Spontaner Applaus in der Kirche für das segensreiche Wirken der Ordensschwestern.
Im Spithöver-Forum des St. Josef-Stifts fand im feierlichen Rahmen die Verabschiedung der Ordensschwestern statt.
Kuratoriumsvorsitzender Werner Strotmeier würdigte das Engagement der Mauritzer Franziskanerinnen.
Wertschätzung, Dank und Anerkennung zum Abschied der letzten beiden Mauritzer Franziskanerinnen Schwester M. Emelia (3.v.l.) und Schwester M. Hermanda (4.v.l.). Mit im Bild (v.l.n.r.): Geschäftsführer Dr. Ansgar Klemann, Kuratoriumsvorsitzender Werner Strotmeier, Weihbischof Dr. Stefan Zekorn, Pfarrer Clemens Lübbers sowie stellvertretend für die Ordensleitung Schwester M. Herbertis und Schwester M. Gabriele.
An der Abschiedsfeier nahmen viele Ordensschwestern teil, die früher in Sendenhorst waren oder noch heute eine Verbindung zum Konvent haben.
Schwester M. Herbertis dankte für die gute Zeit im St. Josef-Stift.

Dankbarkeit und Wertschätzung zum Abschied der letzten beiden Sendenhorster Ordensschwestern

Es ist eine Zäsur in der Geschichte des St. Josef-Stifts: Nach 132 Jahren verlassen die letzten beiden Mauritzer Franziskanerinnen den Konvent in Sendenhorst. Am 20. Oktober 2021 beging das Stift im festlichen Rahmen den Abschied von Schwester M. Emelia und Schwester M. Hermanda. Mit ihrem altersbedingten Weggang endet die Generationenfolge der  Ordensschwestern, die auf Wunsch des Stifters Josef Spithöver seit 1889 in Sendenhorst Not linderten: in der Krankenpflege, in Sendenhorster Familien, in der Fürsorge für Waisenkinder, kranke und pflegebedürftige Menschen. Die Wertschätzung und Dankbarkeit für diesen wertvollen Dienst fand ihren Ausdruck in dem festlichen Gottesdienst mit Weihbischof Dr. Stefan Zekorn und der anschließenden feierlichen Verabschiedung im Beisein zahlreicher Wegbegleiter und Vertreter, nicht nur aus den Einrichtungen der Stiftung, sondern auch aus dem Orden, der Kirchengemeinde, aus Stadt und Politik.

„Christen sind beauftragt, im Ewigen zu atmen“, zitierte Zekorn in seiner Predigt die Mystikerin Madeleine Delbrêl. Die Ordensschwestern haben über 132 Jahre mit ihrer Lebenshaltung, mit ihrer wahrnehmbaren Hingabe und Zufriedenheit Gott im kranken und notleidenden Menschen gesehen und haben in tätiger Nächstenliebe „Kopf, Hände und Füße für sie eingesetzt mit der Kraft des Ewigen“. Zekorn dankte Schwester M. Emelia und Schwester M. Hermanda für ihren Dienst am Menschen und schloss in den Dank auch alle ehemaligen Sendenhorster Ordensschwestern mit ein.

Im Spithöver-Forum des St. Josef-Stifts dankte Geschäftsführer Dr. Ansgar Klemann den Ordensschwestern in seiner Begrüßung und übermittelte die Wertschätzung im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Patienten und Bewohner im Krankenhaus, Reha-Zentrum, in den vier Altenheimen und der Firma Perfekt. „Heilen durch Zuwendung und dabei den ganzen Menschen sehen“, hob er als besonderes Merkmal ihrer „zupackenden Seelsorge“ hervor.

Prägend für das Klima im Haus

Kuratoriumsvorsitzender Werner Strotmeier warf einen Blick zurück, in das Jahr 1889, als das segensreiche Wirken der Mauritzer Franziskanerinnen im St. Josef-Stift mit Schwester M. Edeltrudis und Schwester M. Ambrosia seinen Anfang nahm. Damals war das St. Josef-Stift ein Belegkrankenhaus, das heißt Ärzte kamen nur für die medizinische Betreuung ins Haus. Die Sorge und große Verantwortung für die Kranken lag auf den Schultern der Ordensschwestern: 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr. „Die Ordensschwestern prägten ganz wesentlich das Klima im Haus. Heute würde man sagen: Sie gehörten zum Markenkern unserer Einrichtung. Davon profitieren wir noch heute.“

Viele prägende Spuren haben die Ordensschwestern hinterlassen, nicht nur im Krankenhaus, sondern auch im Stadtbild und zuletzt in ihren seelsorgerischen Aufgaben im St. Elisabeth-Stift und im St. Josefs-Haus Albersloh und im Sakristeidienst der Krankenhauskapelle. Im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es zu der Arbeit der Krankenpflegeorden keine Alternative. „Vielleicht kann man jetzt sagen: Die Aufgabe ist erfüllt, und nun müssen jüngere Frauen und Männer ohne Ordenshintergrund diese Arbeiten in der Pflege übernehmen“, so Strotmeier.

Aber auch in anderer Hinsicht können die Ordensschwestern noch heute Vorbild sein. Sie besetzten damals alle strategischen Positionen, hatten die Leitung der Stationen, der OP-Pflege, Materialausgabe, Apotheke, Küche, des Nähzimmers und des Waschhauses inne. Gleichzeitig liefen in der Klausur alle Informationen zusammen: morgens, mittags und abends. „Information und Kommunikation jeden Tag in der Klausur. Ein tolles Führungsmodell für ein Krankenhaus – bis heute“, so Strotmeier. „Das ist – glaube ich – auch der Schlüssel zum Erfolg. Die vollständige Information ist auch in heutigen Zeiten im Zeitalter von EDV, Whatsapp und Social Media eine Traumvorstellung.“

Christliche Prägung in die Zukunft führen

Im Leitbildprozess haben die Mitarbeitenden des St. Josef-Stifts formuliert: „Wir leben eine christliche Anbindung“. Wie lässt sich das ohne die Ordensschwestern in die Zukunft tragen? Strotmeier: „Ich bekenne mich ausdrücklich für den Träger zu diesem Unternehmensziel. Gemeinsam mit der Pfarrgemeinde, mit unseren Seelsorgern und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern möchten wir weiter an diesem Unternehmensziel arbeiten, weil der Stifter es in seiner Satzung so gewollt hat, weil es gut für uns ist, weil es uns über 130 Jahre getragen hat, weil dann ein Segen auf unserem Tun liegt und unsere Arbeit und unsere Anstrengung von Erfolg gekrönt sind und gelingen.“

Schwester M. Emelia und Schwester M. Hermanda dankte er: „Es war eine gute Zeit. Wir werden Sie vermissen und oft an Sie denken.“ Als Trägervertreter richtete er seinen Dank auch an die Ordensleitung für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Er äußerte Verständnis, dass es nicht möglich gewesen sei, neue Ordensschwestern in den Konvent nach Sendenhorst zu entsenden. „Ich bin froh, dass unsere Schwestern im St. Josef-Haus Ennigerloh und im St. Magnus-Haus Everswinkel die gute Arbeit fortsetzen.“

In Grußworten formulierte Bürgermeisterin Katrin Reuscher im Namen des Rates und der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Sendenhorst ihren Respekt und Anerkennung für die Haltung und die Präsenz der Ordensfrauen und all ihrer Vorgängerinnen in 132 Jahren.

"Wir haben es gerne getan"

Zum Abschluss ergriff Schwester M. Herbertis das Wort, die bis vor kurzem Provinzoberin war und in dieser Funktion den Abschied aus Sendenhorst mit begleitet hat.  Sie spannte einen großen Bogen zu den vielfältigen Aufgaben, die die Schwestern in Sendenhorst übernommen haben. Zeitweise waren es bis zu 36 Ordensfrauen im Stift. „Wir haben es gerne getan und haben es nur mit Ihnen gemeinsam tun können“, dankte sie den Verantwortlichen des Stifts für die gute Unterstützung. Schwester M. Emelia und Schwester M. Hermanda sagte sie: „Im St. Franziskus-Haus in Nordwalde werdet ihr liebevoll von der Oberin und euern Mitschwestern erwartet.“

Zu Beginn des Festakts hatten alle Gäste die Gelegenheit für persönliche Dankesworte an die Ordensschwestern genutzt. Festlich eingerahmt war die Feier im Spithöver-Forum von einem Menü, das das Küchenteam zubereitet hatte und an den schön gedeckten Tischen servierte.

 
Film zur Verabschiedung der Ordensschwestern