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Impfen ist auch bei Rheuma sinnvoll

WN-Telefonaktion
Waren gefragte Gesprächspartner bei der Rheuma-Telefonaktion (v.l.): Prof. Dr. Martin Kriegel (UKM), Prof. Dr. Michael Hammer (St. Josef-Stift Sendenhorst), Dr. Mechthild Surmann (niedergelassene Rheumatologin) und Rheumaorthopäde Dr. Ansgar Platte (St. Josef-Stift).

Großer Fragen-Ansturm bei Telefonaktion mit dem Kooperativen Rheumazentrum Münsterland

Das Thema Impfen hat bei den zahlreichen Anruferinnen und Anrufern unserer Telefonaktion offenbar einen Nerv getroffen. Die Telefone standen bei der Expertin und den drei Experten des Kooperativen Rheumazentrums Münsterland e.V. keine Sekunde still. Viele Fragen drehten sich darum, wie sich eine Covid-19-Impfung auf eine entzündlich-rheumatische Grunderkrankung auswirkt. Aber auch andere Fragen rund um die richtige Diagnose und Behandlung von Rheuma machten deutlich, dass diese chronische Autoimmunerkrankung bei betroffenen Menschen Leidensdruck erzeugt.

Viele Anrufer interessierten sich dafür, ob allgemein eine Covid-19-Impfung und im Besonderen eine Booster-Impfung bei Rheuma zu empfehlen sei. „Generell wird auch bei Rheuma die Gefährdung durch eine Covid-19-Infektion höher eingeschätzt als mögliche Nebenwirkungen der Impfung. Studienergebnisse belegen, dass es bei einer entzündlich-rheumatischen Grunderkrankung im Falle einer Covid-19-Infektion zu schlechteren Krankheitsverläufen kommen kann“, so Prof. Dr. Michael Hammer, Chefarzt der Klinik für Rheumatologie im St. Josef-Stift Sendenhorst. Somit stelle auch für Menschen mit Rheuma die Covid-19-Impfung einen guten Schutz dar.

Prinzipiell sei es wichtig, dass die Rheumabasismedikation nicht abrupt für die Impfung abgesetzt, sondern mit dem behandelnden Rheumatologen oder der Rheumatologin abgeklärt werde. Bei den allermeisten Rheumamedikamenten seien keine negativen Auswirkungen im Zusammenhang mit der Impfung zu erwarten. Grundsätzlich befürworteten die Experten auch die Grippe-Schutzimpfung, die entweder mit zeitlichem Abstand zur Corona-Boosterimpfung oder sogar zeitgleich verabreicht werden könne. Da die Corona-Pandemie das Bewusstsein für die Gefährlichkeit von Viruserkrankungen erhöht habe, lautet zudem der Tipp: „Jeder sollte seinen Impfstatus überprüfen und gegebenenfalls die Impfungen gegen Tetanus, Diphterie und Polio auffrischen“, so der Hinweis von Dr. Mechthild Surmann, niedergelassene Rheumatologin aus Münster.

Mehr als 200 unterschiedliche Krankheitsbilder werden dem rheumatischen Formenkreis zugeordnet. Chronische Entzündungen können nicht nur Gelenke, sondern auch viele andere Organe betreffen. Viele Anrufer meldeten sich mit unklaren Beschwerden beispielsweise an den Augen oder Gefäßen oder fragten zu speziellen Krankheitsbildern wie der Sklerodermie, Lupus erythematodes oder schwerwiegenden Arthrosen. Grundsätzlich lautet die Empfehlung, die Symptome vom Rheumafacharzt oder –ärztin abklären zu lassen. Dr. Ansgar Platte, Rheumaorthopäde im St. Josef-Stift Sendenhorst: „Viele treibt die Frage um, wie sie einen Rheumatologen finden oder wie sie schnell an einen Termin kommen. Die Hausärzte sind hier die Lotsen, die bei schweren Verläufen beispielsweise auch über den Weg der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung – der ASV – unterstützen können.“

Abseits von Medikamenten, therapeutischen oder operativen Behandlungsmethoden interessierten sich zahlreiche Anruferinnen und Anrufer auch dafür, was sie selbst tun können, um ihre Erkrankung positiv zu beeinflussen. Hier kommt vor allem das Thema Ernährung in den Blick. „Bei einer rheumatischen Erkrankung lautet die generelle Empfehlung, sich ausgewogen zu ernähren, rotes Fleisch zu reduzieren und ballaststoffreiche Ernährung zu bevorzugen“, so Prof. Dr. Martin Kriegel, Leiter der Sektion für Rheumatologie und Klinische Immunologie am Uniklinikum Münster. Allerdings seien die Effekte einer Ernährungsumstellung sehr unterschiedlich und nicht verallgemeinerbar, da das Mikrobiom eines jeden Menschen sehr individuell ist.

Rheuma gilt als die Krankheit der 1.000 Gesichter. Der Informationsbedarf ist wegen der Komplexität der Krankheitsbilder enorm hoch, ebenso hoch ist oftmals auch die Beeinträchtigung der Lebensqualität, wenn eine entzündlich-rheumatische Erkrankung auftritt oder sich in Schüben verschlechtert. Deshalb ist eine Neuauflage der Telefonaktion auch für 2022 fest eingeplant.