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Ein echter Stiftfan: Langjähriger MAV-Vorsitzender Walter Rudde geht in Rente

Prägte über Jahrzehnte als MAV-Vorsitzender das Miteinander im St. Josef-Stift: Walter Rudde.

Walter Rudde blickt im Interview auf mehr als 40 Jahre Entwicklung im St. Josef-Stift

Rund vier Jahrzehnte prägte Walter Rudde als Mitarbeitervertreter und langjähriger Vorsitzender der MAV das Miteinander im St. Josef-Stift. Seine Stimme, sein Rat, seine ausgleichende Art waren geschätzt: Von Mitarbeitenden wie von der Dienstgeberseite. Er war eine Konstante in der MAV, als sich das St. Josef-Stift vom Landkrankenhaus zur überregional anerkannten Fachklinik für Orthopädie und Rheumatologie wandelte. Als Krankenpfleger erlebte er die Zeit zunächst auf der damaligen Belegstation A1 und seit 2005 als Leiter der Transitionsstation C1. Im Juni 2022 geht er in den Ruhestand. Im Interview schaut er zurück auf eine bewegte Zeit.

Legendär ist Ihr Start im St. Josef-Stift am 16. Oktober 1978. Wie war das damals?

Walter Rudde: Eigentlich wollte ich nur meine Schwester abholen, die auf der damaligen Kleinkind- und Säuglingsstation B5 arbeitete. Schwester Turibia, damals Pflegedienstleiterin im Stift, fing mich buchstäblich von der Straße ein, als sie hörte, dass ich frisch examinierter Krankenpfleger bin. Auch damals waren Krankenschwestern und –pfleger knapp, und ich war im Stift nach Ludger Pauli überhaupt erst der zweite examinierte Mann in der Pflege. Legendär beim Einkleiden erhielt ich einen Kittel, der bis über die Knie reichte und hinten zugebunden wurde. Ich fühlte mich mehr wie ein Wärter als ein Krankenpfleger und beschloss: „Hier werde ich nicht alt.“

Es kam dann glücklicherweise doch anders. Was bewog Sie, Ihre Pläne zu ändern?

Es lag an den Menschen und dem besonderen Geist im Haus, der früh eine hohe Identifikation und Bindung prägte. Schwester Chronina hat mir auf der A1 vermittelt, dass es neben aller Pflegetechnik und –konzepte auch um Werte geht. Das gemeinsame Frühstück aller Stationsmitarbeiter war ein festes und wichtiges Ritual. Es war eine sehr familiäre Atmosphäre im gesamten Krankenhaus. Besonders  der Umgang mit den chronisch kranken Langzeitpatienten war manchmal fast freundschaftlich geprägt. Als der Belegteil des Krankenhauses schloss und mit Prof. Fricke im Jahr 1980 die Rheumatologie Einzug hielt, war dies ein Aufbruch und Neubeginn, den die Mitarbeiter mit ganzem Herzen mittrugen, inklusive der „Feierabend-Visiten“ manchmal bis abends um halb zehn. In den 1980er Jahren wurden unter anderem auch die Rheumaorthopädie und die Kinder- und Jugendrheumatologie gegründet. Es war eine spannende Zeit mit einer kontinuierlichen Weiterentwicklung in allen Bereichen und Berufsgruppen. An der erfolgreichen Entwicklung Anteil zu haben, ist etwas ganz Besonderes.

Was waren aus Ihrer persönlichen Sicht Meilensteine?

Ein Meilenstein auf diesem Weg war sicher der Leitbildprozess. Das Miteinander innerhalb der Dienstgemeinschaft ist geprägt von einem gegenseitigen Geben und Nehmen. Im Leitbildprozess haben wir gemeinsam die Leitlinien unseres Miteinanders ausgehandelt, haben gelernt, wertschätzend zu kommunizieren, gemeinsam Lösungen zu finden und respektvoll unter den Berufsgruppen umzugehen. Das ist eine wichtige Grundlage, um gemeinsame Ziele zu formulieren und umzusetzen. Dieser Prozess ist auch prägend gewesen für die besondere Atmosphäre im Haus und für die spürbare Kraft, um auch schwierigere Phasen zu bewältigen. Es ist etwas Besonderes, so gute Arbeits- und Rahmenbedingungen zu haben, in denen wir als Mitarbeitende uns einbringen, mitgestalten und Verantwortung übernehmen können. Auch wenn nicht jeder Tag perfekt läuft, müssen wir den Blick dafür bewahren, was für gute Bedingungen wir hier insgesamt haben. Unsere Werte und weichen Faktoren machen das St. Josef-Stift unverwechselbar.

„Unsere Werte und weichen Faktoren machen das St. Josef-Stift unverwechselbar.“

Was waren für Sie persönliche Höhepunkte im Berufsleben?

Ein besonderes Geschenk war es, Hannelore Setter, die fast ihr ganzes Leben als Patientin im St. Josef-Stift verbrachte, zu erleben. Sie war eine große Bereicherung und für viele Patienten ein Vorbild, wie man trotz einer schweren Rheumaerkrankung sein Leben gestalten, Freude und soziale Kontakte erleben kann. Für das Team der A1 war sie wie ein Familienmitglied. Als wir im August 2005 in den Parkflügel auf die neue C1 umgezogen sind, haben wir mit ihr auf der A1 an einer langen Tafel auf dem Flur Abschied  -- „Abbruchparty“ – gefeiert. Gleichzeitig war das der Startpunkt der Transitionsstation C1, und seit 2021 gibt es das Schmerztherapiekonzept für den Jugendbereich. Das ist nur möglich mit einem gut funktionierenden Team mit Kolleginnen und Kollegen, die Lust haben, Konzepte zu erarbeiten und umzusetzen.

Sie waren fast vier Jahrzehnte in der Mitarbeitervertretung aktiv, davon die längste Zeit bis 2021 als Vorsitzender. Was hat Sie angespornt?

Es gibt viele Gründe, die mich über 40 Jahre angespornt haben, gerne Verantwortung als Mitarbeitervertreter zu übernehmen. Ein Grund ist sicherlich meine Identifikation mit der gesamten Einrichtung und den Zielen des St. Josef-Stifts. Weitere Gründe sind der Wunsch nach tieferem Einblick in die Krankenhausstruktur und Organisation, berechtigte Interessen und Rechte der Mitarbeiter zu vertreten und in Konfliktsituationen zu vermitteln. Ich habe immer an den 3. Weg geglaubt. Wenn Alle: Dienstgeber, Mitarbeiter und MAV sich auf Augenhöhe begegnen, war es immer möglich, gemeinsame Lösungen zu finden zum Wohle der Mitarbeiter und der Einrichtung.

Was nehmen Sie persönlich aus Ihrem MAV-Engagement mit?

Ich habe in all den Jahren immer eine große Offenheit erlebt im Team, in der Dienstgemeinschaft und in der Geschäftsführung. Es gab in all den Jahren das gute Gefühl, getragen zu sein, Teil des Ganzen zu sein, an der kontinuierlichen Weiterentwicklung mitwirken zu können und Anteil am Erfolg zu haben. Ich nehme eine hohe Identifikation mit den Zielen, mit den Einrichtungen und mit den Menschen wahr. Diese weichen Faktoren werden in Zukunft noch wichtiger werden, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die gemeinsamen Ziele ins Boot zu holen. Da gibt es eine sehr gute Grundlage, und das sollte im Fokus bleiben. Mir ist es nie schwer gefallen, mich für die Arbeit zu motivieren, ich habe die Entscheidung fürs St. Josef-Stift nie bereut.