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Team der Ergotherapie hütet einen Schatz von 40 Jahren Wissen und Erfahrung

Das Team der Ergotherapeutinnen im St. Josef-Stift genießt überregional einen sehr guten Ruf.
Die Behandlung nach handchirurgischen Eingriffen erfordert sehr viel Erfahrung und ist ein Aushängeschild der "Ergo" im Stift.
In der ambulanten Ergotherapie werden auch Kinder behandelt.
Kinder und Erwachsene mit Rheuma erfahren bei der Rapstherapie spürbare Linderung ihrer Schmerzen.

Die Hände als Schlüssel zur Welt

Frühstück machen – klingt wie eine ganz selbstverständliche Sache. Doch wenn die Hände, Schulter oder Ellenbogen zum Beispiel durch Rheuma oder eine große Operation nicht voll beweglich und funktionsfähig sind, kann schon die geschlossene Kühlschranktür oder das ungeschnittene Brot zum unüberwindlichen Hindernis werden, um sich selbst zu versorgen. In der Ergotherapie geht es genau um diese Hilfe zur Selbsthilfe, damit Patientinnen und Patienten mit Gelenkschutz, individuell angepassten Schienen und Hilfsmitteln ihr (Alltags-)Leben selbstständig meistern können. Im St. Josef-Stift kümmert sich mittlerweile ein Team aus 13 Mitarbeiterinnen um Menschen zwischen null und über 100 Jahren, die eine ergotherapeutische Behandlung benötigen.

„Ergotherapie leitet sich vom griechischen Wort ergon ab, was so viel bedeutet wie Werk, Tätigkeit, Handlung oder Aktivität“, erläutert Ruth Koch, die die Abteilung seit 2017 leitet. Selbstständiges Handeln sei so etwas wie ein Grundbedürfnis des Menschen und wichtig, um für die eigene Lebensgrundlage zu sorgen. Bei Funktionseinschränkungen ist das Ziel der Ergotherapie, dass Menschen ihre Tätigkeiten (wieder) möglichst selbstständig ausüben können und ihre Teilhabe am Leben zurück erlangen. Ruth Koch: „Die Patienten definieren jeweils ihr Ziel, was sie erreichen wollen, und wir schauen, welcher Weg individuell passend ist. Das macht die Arbeit sehr spannend, weil viele Wege zum Ziel führen können.“

Ein großer Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Nachbehandlung von rheumaorthopädischen und handchirurgisch versorgten Patienten. „Das ist eines unserer Aushängeschilder, weil dafür eine sehr hohe Qualifikation und eine punktgenaue Versorgung erforderlich ist“, erklärt Ruth Koch. Eine Besonderheit ist die enge Zusammenarbeit der Therapeutinnen mit dem ärztlichen Team. „Der fachliche Austausch erfolgt auf Augenhöhe zum Beispiel bei gemeinsamen Visiten oder bei Fallbesprechungen in unseren Räumen.“ Die Therapie insgesamt habe ein hohes Standing im Haus. Ein geflügeltes Wort besagt: Der Behandlungserfolg hänge zu einem Drittel von der OP, zu einem Drittel von der Therapie und zu einem Drittel vom Patienten ab.

„Ich schätze es sehr, dass wir im Reha-Zentrum die eigenen Handpatienten aus dem St. Josef-Stift behandeln und den Verlauf auch nach vier bis fünf Wochen sehen, aber auch externe Patienten mit Handverletzungen behandeln.“
Nina Russ, Ergotherapie Reha

Ein Alleinstellungsmerkmal ist, dass die Ergotherapie im Stift nicht nur funktionelle Einzel- oder Gruppentherapie, sondern auch im großen Umfang hochqualifizierten Schienenbau anbietet. Einige besonders komplexe Schienen wurden sogar in Sendenhorst maßgeblich mit- bzw. weiterentwickelt. Aufgabe der Schienen ist es zum Beispiel, Gelenke oder Finger durch Zug oder Druck in der richtigen Achse zu führen, Schmerzen zu lindern und die Funktion zu verbessern. Im Jahr 2016 wurde die Ergotherapie im Stift von der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie (DAHTH) zertifiziert; seit Langem ist auch die Geschäftsstelle der DAHTH im Stift angesiedelt.

Die Ursprünge der Abteilung gehen im Übrigen auf die Gründung der Klinik für Rheumaorthopädie im Jahr 1982 zurück. 40 Jahre Wissen und Erfahrung. Im Laufe der Jahre wuchs die Bedeutung der Ergotherapie durch die Stärkung der Handchirurgie, durch die Eröffnung des Reha-Zentrums und durch den Aufbau der Schmerzklinik. Schließlich gehört zum Spektrum auch die ambulante Versorgung  für die Bevölkerung aus Sendenhorst und Umland, für die Nachbehandlung ambulanter und stationärer Patienten und für die Bewohner des St. Elisabeth-Stifts. Ambulant behandelt das Team auch Kinder sowie neurologische Patienten, z.B. nach einem Schlaganfall oder bei Demenz.

„Kinder spielerisch in ihrer Entwicklung zu unterstützen und in ihren Fähigkeiten zu bestärken, ist eine große Bereicherung für meine ergotherapeutische Arbeit!“
Melanie Laube, ambulant-pädiatrischer Bereich

Die besondere Expertise der Abteilung zeigt sich nicht zuletzt darin, dass das Spezialwissen auch auf gemeinsamen internationalen Kongressen der Handtherapeuten und Handchirurgen weitergegeben wird.  Während der Ausbildung ist das St. Josef-Stift traditionell eine begehrte Praxisstation, und so manche ehemalige Schülerin ist heute fest im Team.

Der Teamgeist ist es schließlich, den Ruth Koch als besonderes Geschenk empfindet: „Die Kollegialität ist sehr herausragend: Es ist grandios, wie alle gegenseitig einspringen, Rücksicht nehmen auf Kinderbetreuung und einfach toll miteinander umgehen.“

„Neurologisch erkrankte Patienten in ihrer Körperwahrnehmung und ihrer Körpermotorik ergotherapeutisch zu unterstützen, ist oft ein Prozess über mehrere Jahre. Wenn mir die Patienten spiegeln, dass sie sich nach meiner Behandlung kräftiger, beweglicher oder auch froher fühlen, habe ich ein Tagesziel erreicht.  Es freut mich, auf ihren erschwerten Alltag positiv einwirken zu können.“
Simone Weigel, ambulant-neurologischer Bereich