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Sprinterin Tatjana Pinto „vertraut zu 100 Prozent“ auf Dr. Carsten Radas

Ein Stück St. Josef-Stift steckt in der Bronzemedaille, die Sprinterin Tatjana Pinto mit der 4-mal-100-Meter-Staffel bei der Weltmeisterschaft in den USA gewann. Ihrem Arzt Dr. Carsten Radas vertraut sie zu 100 Prozent.
Schöne Geste: Tatjana Pinto hängte Dr. Carsten Radas ihre Bronze-Medaille der WM 2022 um.
Wie eine Baumscheibe ist die Bronze-Medaille der Leichtathletik-WM in Eugene/USA 2022 gestaltet.

Richtiger Rat ebnete Weg zu WM-Bronze

Als Tatjana Pinto ihrem Arzt Dr. Carsten Radas die Bronzemedaille um den Hals legt, ist das eine wunderschöne Geste. Es ist ein symbolisches Dankeschön für den richtigen Rat zur rechten Zeit, der nur zehn Tage später – trotz Knieproblemen - einen Traum wahr werden ließ: Mit der 4-mal-100-Meter-Staffel der Damen sprintete Tatjana Pinto Ende Juli bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Eugene/USA zur Bronzemedaille. „Das war ein Riesenhighlight. Wir sind schon oft nah dran gewesen, aber diesmal hat alles gepasst. Es war ein sehr schöner Moment.“

Rückschau: Kurz vor der WM war Tatjana Pintos Teilnahme noch mehr als fraglich. Bei der Hallen-Leichtathletik-DM war sie im Februar noch in 7,16 Sekunden über die 60-Meter-Distanz zur Goldmedaille geflogen, doch eine Verletzung des Beugemuskels stellte den Start bei der WM in Frage. Nur zwei Tage vor dem Flug in die Staaten – es war ein Sonntag – untersuchte Dr. Carsten Radas  das Knie erneut. Radas ist Chefarzt der Klinik für ambulante Operationen und Sporttraumatologie im St. Josef-Stift und mit den Verletzungen von Leistungssportlern vertraut. „Er gab mir grünes Licht. Ich vertraue ihm zu 100 Prozent. Ich wusste, wenn er sagt, es geht, dann funktioniert es auch“, beschreibt Tatjana Pinto jenen besonderen Moment.

„Wir waren auf der Bahn eine Einheit. Wir wollten es, und wir haben es uns zugetraut.“

Tatjana Pinto zum Triumph der 4-mal-100-Meter-Staffel

Am Wettkampftag war sie schmerzfrei. „Ich habe mental meinen Fokus gesetzt und wusste, dass es funktioniert.“ Die Fokussierung auf sich selbst sei ein „mental game“: „Das ist mehr als die halbe Miete.“ Aber auch untereinander hat im Staffelteam alles gepasst: „Wir waren auf der Bahn eine Einheit. Wir wollten es, und wir haben es uns zugetraut.“  Das sei der Schlüssel gewesen. Die besondere Herausforderung bei der Staffel sei nicht nur der Lauf, sondern auch die Staffelübergabe. „Der Favorit ist nicht immer der Gewinner. Es kann so viel passieren, vor allem bei den Wechseln.“ Diesmal passte aber alles. Tatjana Pinto legte als Startläuferin vor, übergab an Alexandra Burghardt, diese an Gina Lückenkemper und Rebekka Haase flog bei 42,03 Sekunden über die Ziellinie.

Wie schafft man es, sich monatelang vorzubereiten und dann punktgenau in  wenigen Sekunden Höchstleistung abzurufen? „Das ist ein Prozess in der Vorbereitungsphase: Man muss sich Ziele setzen und einen Plan machen, wie man das Ziel erreicht.“ Im Training gehe es darum, sich zu fokussieren und zu versuchen, den Fokus zu finden. Natürlich müsse man auch in körperlich guter Verfassung sein, sich gut fühlen und Körper, Geist und Seele in Einklang bringen. Modern ausgedrückt: Sich seine „eigene Bubble schaffen“, seine Blase, die einen abschirmt vor äußeren Einflüssen.

Das Hochgefühl über den Gewinn der WM-Medaille ist vollkommen präsent am Mittwoch, als Tatjana Pinto zu Dr. Radas nach Sendenhorst in die Sprechstunde kommt, um die Knieprobleme anzugehen. Dass sie bei den Europameisterschaften in München nicht an den Start gehen konnte, trägt sie mit Fassung. „Die ganze Kulisse im Olympia-Park war atemberaubend. Es war einerseits schade, dass ich nicht selber bei der Staffel dabei sein konnte, aber ich habe mich trotzdem gefreut für diejenigen, die dort oben stehen, v.a. für Lisa Mayer, bei der bis zuletzt nicht klar war, ob sie mitkommt.“