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200 Ballons und Rote Karten gegen die „Luftnummer Krankenhausreform“

200 Luftballons ließen Mitarbeiter des St. Josef-Stifts gegen das Krankenhausstrukturgesetz steigen.
Rote Karte für Reform

St. Josef-Stift macht mit bei bundesweitem Protest gegen Krankenhaus-Strukturgesetz

Mit 200 Luftballons schickten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des St. Josef-Stifts Sendenhorst am 23. September 2015 „Rote Karten“ nach Berlin. Damit gaben sie ihrem Unmut über den Entwurf des Krankenhaus-Strukturgesetzes der Bundesregierung Ausdruck. Zugleich war dies ein Zeichen der Solidarität mit Krankenhäusern, die durch die geplanten Änderungen in finanzielle Bedrängnis geraten. Die „Aktive Mittagspause“, zu der Geschäftsführung und Mitarbeitervertretung gemeinsam eingeladen hatten, war Teil der bundesweiten Protestaktion der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Weitere neun Mitarbeiter aus allen Berufsgruppen des Stifts nahmen in Berlin an der zentralen Protestkundgebung teil.

„Mehr Qualität mit weniger Geld und Mitarbeitern – diese Formel geht nicht auf!“, erklärte Rita Tönjann, Geschäftsführerin des St. Josef-Stifts, im Vorfeld der Aktion. Um die Rahmenbedingungen einer hochwertigen Patientenversorgung in den Krankenhäusern weiterzuentwickeln, sei eine Krankenhausreform, die eine konsequente  Patientenorientierung in den Mittelpunkt stellt, sinnvoll und notwendig. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten Krankenhäuser gestärkt und in die Lage versetzt werden, die dafür notwendigen Ressourcen und Strukturen vorhalten zu können. Dies sei vor allem auch wichtig mit Blick auf den medizinischen Fortschritt, auf die Erwartungshaltung der Patienten und vor allem auf den demografischen Wandel und den damit verbundenen steigenden Behandlungsbedarf, insbesondere in den Notfallambulanzen.

„Im St. Josef-Stift haben wir bereits einen hohen Qualitätsanspruch an unsere Arbeit und setzen die konsequente Patientenorientierung in bestmöglicher Weise mit menschlicher Zuwendung, fachlicher Kompetenz und Empathie bereits um“, so Walter Rudde, Vorsitzender der Mitarbeitervertretung. Das Stift sei gut vorbereitet, allerdings werde diese Zielerreichung durch den Regierungsentwurf zum Krankenhaus-Strukturgesetz (KHSG) deutlich erschwert.

Großer Knackpunkt für die Krankenhäuser ist, dass die Tariflohnzuwächse und die Entwicklung der Vergütung für Krankenhausleistungen weiterhin deutlich auseinanderklaffen. Die Regelungen in der Krankenhausreform wirkten sogar darauf hin, die Finanzierungslücke zu vergrößern, so Geschäftsführerin Rita Tönjann. Die neuen Kürzungen und Vergütungsabschläge überlagern deutlich die wenigen punktuellen Verbesserungen. Angesichts dieser Rahmenbedingungen sei die Ankündigung eines Pflegeförderprogramms, das die Arbeitssituation der Pflegekräfte verbessern soll, eine für nicht Eingeweihte zwar wohlklingende, in der Praxis aber wirkungslose Worthülse.

Die bundesweite Luftballonaktion verband sich für die Protestierenden mit vielen Wortspielen: „Luftnummer Krankenhausreform“, „Wir gehen vor Ärger in die Luft“ und „Uns fehlt die Luft zum Atmen“.