Auch an der Schulter ist Gelenkersatz möglich - aber wann?




Patientenakademie zu Schulterproblemen bei Arthrose und Arthritis
Das Schultergelenk ist ein kleines Wunderwerk der Natur. Dieses Kugelgelenk besitzt die größte Beweglichkeit um die drei Körperachsen und funktioniert durch das perfekte Zusammenspiel von Muskeln und Sehnen. Wenn dieses System durch Verschleiß oder rheumatisch bedingte Entzündungen gestört ist, können konservative Behandlungsmöglichkeiten oder gelenkerhaltende Operationen den Patienten Aufschub geben. Bei sehr starker Zerstörung ist aber eine Versorgung mit einem künstlichen Gelenk möglich. Darüber informierten Dr. Frank Horst und Dr. Ludwig Bause bei der jüngsten Patientenakademie im St. Josef-Stift.
Bause, Chefarzt der Klinik für Rheumaorthopädie, erklärte die Funktionsweise des Schultergelenks. Eine innere Muskelschicht (Rotatorenmanschette) hält den Kopf des Oberarmknochens zentriert in der Gelenkpfanne. Erst dann ist die äußere Muskelschicht in der Lage, die erforderliche Kraft zu entwickeln. Bei Rheumapatienten können diese Strukturen geschädigt werden: „Rheuma verursacht eine Entzündung der Gelenkinnenhaut, die die Sehnen und Gelenkknorpel und langfristig auch Knochen zerstört“, so Bause.
Symptome: zunehmende Unbeweglichkeit, nachlassende Muskelkraft, Schmerzen
Arthrose ist dagegen nicht entzündlich und bedeutet vor allem den Verschleiß des Gelenkknorpels, erläuterte Frank Horst, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Gelenk versucht sich gegen den Verschleiß durch eine Art natürliche Versteifung zu schützen. Betroffene verspüren eine zunehmende Unbeweglichkeit, nachlassende Muskelkraft und Schmerzen, die auch in Nacken oder Rücken ausstrahlen können. Horst: „Viele Patienten haben Probleme, den Arm zu heben, um eine Tasse in den Schrank zu stellen oder sich die Haare zu kämmen.“
Seit 1990er Jahren Erfahrung mit Schulterprothesen im St. Josef-Stift
Erstaunlich: Bereits 1890 wurde die erste Schulterprothese entwickelt. In den 1990er Jahren gehörte das St. Josef-Stift zu den ersten Krankenhäusern bundesweit, die Patienten mit modernen Prothesen versorgt haben. Zur Verfügung stehen verschiedene Implantattypen (Hemiprothese, Kappenprothese, Vollprothese und inverse Prothese). Die Auswahl richtet sich danach, wie stark die Zerstörung oder der Verschleiß schon fortgeschritten ist. Die Befestigungsart hängt davon ab, wie stabil die Knochenstruktur des Patienten ist.
"Sie bestimmen den Zeitpunkt einer OP"
Die grundsätzlich positive Nachricht lautet: Auch für Rheumatiker gibt es heutzutage gute Versorgungsmöglichkeiten, die es erlauben, ein Implantat bei Bedarf auch zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal auszutauschen. In jedem Fall liegt die Entscheidung für künstlichen Gelenkersatz aber immer beim Patienten. Dr. Horst: „Sie entscheiden und bestimmen den Zeitpunkt.“