Neues aus der Rheumatherapie für die Rheumafachwelt









23. Sendenhorster Adventssymposium im St. Josef-Stift
Neuigkeiten und Entwicklungen in der Behandlung rheumatischer Erkrankungen, kompakt und aus erster Hand: Diese Mischung zog wieder ein interessiertes Fachpublikum zum 23. Sendenhorster Adventssymposium ins St. Josef-Stift Sendenhorst, zu dem die drei Chefärzte des Rheumatologischen Kompetenzzentrums Nordwestdeutschland eingeladen hatten. Darüber hinaus bot das Symposium Gelegenheit zum Netzwerken und zum fachlichen Austausch mit den Referenten.
Individualisierte Medikamententherapie bei Psoriasisarthritis
Über neue Aspekte zur Therapie der Psoriasisarthritits (PSA) informierte Dr. Frank Behrens vom Universitätsklinikum Frankfurt: „Basierend auf dem heterogenen Phänotyp der Psoriasisarthritis wird in Zukunft eine individualisierte medikamentöse Therapie möglich werden.“ Ein passgenauer Einsatz der zum Teil sehr teuren Medikamente wäre zudem wirtschaftlicher und effizienter. Voraussetzung sei, dass die Kostenträger die Medikamente bezahlten, um herauszufinden, welches Medikament bei welchem PSA-Typ am besten wirke.
Schmerzteufelskreis durchbrechen
Auf Einladung von Dr. Gerad Ganser, Klinik für Kinder- und Jugendrheumatologie, referierte Dr. Michael Frosch, Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, über chronische Schmerzen am Muskel- und Bewegungsapparat. Häufig setze ein Teufelskreis aus Schmerz, Schonhaltung, reduzierter Schmerzhemmung, erhöhter Schmerzsensibilisierung und Angst vor noch mehr Schmerzen ein. „Chronifizierte Schmerzen haben nichts mehr mit dem ursprünglichen Krankheitsauslöser zu tun, sondern sind ein neurologischer Prozess im Zentralen Nervensystem“, sagte der Kinderschmerz-Experte. Die Herausforderung bestehe in der diagnostischen Abgrenzung der Schmerzursache. Multimodale Schmerztherapie versuche, dem Patienten aus der Schonhaltung in die Aktivität zu helfen.
„Gesunde Ernährung lohnt sich"
Kann die Ernährung den Krankheitsverlauf bei chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen beeinflussen? Dr. Mario Zaiss vom Universitätsklinikum Erlangen schlussfolgerte aus seiner Forschung: „Ballaststoffreiche Ernährung ist ein Baustein im Gesamtbehandlungskonzept rheumatischer Erkrankungen und hilft die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.“ Kurzkettige Fettsäuren, die durch Fermentierung im Darm entstehen, spielten eine Schlüsselrolle bei der Reduzierung von entzündlichen Prozessen. Eine konsequente Nahrungsumstellung ist schwer, aber: „Gesunde Ernährung lohnt sich.“
Bessere Versorgung für Rheumapatienten mit der ASV
Auch aus dem St. Josef-Stift selbst kamen Beiträge. Prof. Dr. Michael Hammer stellte die Ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV) für Rheumapatienten vor. In diesem Modell werden schwer kranke Rheumapatienten gemeinsam von niedergelassenen Ärzten und Kliniken fachübergreifend behandelt. Entsprechend qualifizierte Ärzte verschiedener Fachrichtungen schließen sich dabei zusammen. Die ASV Münsterland ist die erste vom erweiterten Landesausschuss genehmigte ASV für Rheumapatienten. Die Teamleitung hat Prof. Dr. Michael Hammer.
Endoprothesen für junge Rheumapatienten?
Ist es vertretbar, junge Rheumapatienten mit künstlichem Gelenkersatz zu versorgen? „Eine endoprothetische Versorgung sollte nur nach abgeschlossener Wachstumsphase erfolgen, und die Entscheidung muss sehr strengen Kriterien unterliegen“, konstatierte Dr. Ludwig Bause, Klinik für Rheumaorthopädie. Er gab einen Überblick über seltene Krankheitsbilder am Gelenk und operative Behandlungsmöglichkeiten.
Niemals aufgeben!
Einen Einblick in die Expertise der Behandlung gab auch Dr. Ute Heuermann, Klinik für Rheumatologie. Sie stellte einen außergewöhnlichen Fall vor, der die diagnostische Abgrenzung rheumatischer und infektiöser Krankheitsbilder erforderte. Neben der medizinischen Herausforderung betonte sie auch den großen pflegerischen und therapeutischen Anteil am Behandlungserfolg und die hohe Motivation des Patienten, trotz vieler Rückschläge nicht aufzugeben.