Rheumafachtagung verbindet Wissenschaft und Praxis





20. Sendenhorster Adventssymposium im St. Josef-Stift Sendenhorst
Zum 20. Sendenhorster Adventssymposium trafen sich Rheumatologen und Experten am 28. November 2015 im St. Josef-Stift Sendenhorst. Neue interdisziplinäre Aspekte in der Behandlung rheumatischer Krankheitsbilder wurden von namhaften Rheumatologen aus ganz Deutschland vorgestellt. Dabei schlägt das Symposium einen Bogen zwischen neuesten wissenschaftlichen Studien und daraus resultierenden Erkenntnissen für die Behandlung von Rheumapatienten in Klinik oder Praxis. Für das gastgebende Rheumatologische Kompetenzzentrum Nordwestdeutschland begrüßte Prof. Dr. Michael Hammer rund 100 Gäste im Spithöver-Forum.
Was ermöglicht eine gute Lebensqualität im Alter trotz rheumatischer Erkrankung? Dieser Frage ging PD Dr. Jürgen M. Bauer, Klinik für Geriatrie im Klinikum Oldenburg, nach. „Um älteren Menschen gerecht zu werden, muss das Behandlungsziel und die Behandlung selbst auf den Erhalt der Funktionalität ausgerichtet sein.“ Wichtige Säulen seien Medikation, Ernährung und Bewegung, die stärker individualisiert auf den Patienten zugeschnitten sein müssten.
Herbert Thier, Chefarzt der neuen Klinik für Gelenk- und Rückenbeschwerden im St. Josef-Stift, stellte eine Studie zum schmerzhaften Krankheitsbild der Fibromyalgie vor. „Die Akzeptanz der Schmerzen kann therapeutisch besser sein als die Kontrolle der Schmerzen“, gab Herbert Thier das Ergebnis einer Studie wieder. Das Ankämpfen gegen die Erkrankung koste Kraft und führe zu einer Fokussierung auf die Krankheit. Mit einer gelasseneren Annahme der Schmerzen verfüge der Patient über die Möglichkeit, seine Kraft in seine persönlichen Ziele und eine Neuorientierung zu lenken.
„Dass die Menschen 100 Jahre alt werden, beginnt schon in der Kindheit – auch bei Kinderrheuma“, konstatierte Prof. Dr. Johannes-Peter Haas vom Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie Garmisch-Partenkirchen. Er stellte neue Behandlungsstrategien durch den Einsatz von Biologika vor. Trotz guter Erfolge sei eine stationäre Behandlung in spezialisierten Kinderrheuma-Zentren unverzichtbar. Er begründete dies mit der Komplexität der medikamentösen Therapie, der funktionellen Therapie und dem wichtigen Aspekt der Krankheitsbewältigung. Seinen Vortrag schloss er mit dem Satz: „Das wichtigste Biologikum ist ein gutes motiviertes Team!“
Haben Antibiotika einen gesicherten Platz in der Therapie der reaktiven Arthritiden? Diese Frage stellte Prof. Dr. Henning Zeidler vom Rheumatologikum Hannover und bekam über das interaktive TED-System ein ganz unterschiedliches Meinungsbild im Publikum gespiegelt. Auch im internationalen rheumatologischen Diskurs gibt es verschiedene Ansätze für die Therapie dieser rheumatischen Krankheitsbilder. Zwei interessante Studien vom diesjährigen europäischen Rheumatologenkongress in Rom, fasste Dr. Anna Maier von der Klinik für Rheumatologie, St. Josef-Stift Sendenhorst, zusammen.
Das Spezialthema von künstlichem Schultergelenkersatz bei Rheumapatienten beleuchtete der Rheumaorthopäde Prof. Dr. Andreas Niemeier vom Klinikum Bad Bramstedt. „Die Versorgung mit einer Schulterendoprothese ist bei Rheumatikern sehr selten, unterliegt spezifischen Besonderheiten und ist heterogen“, skizzierte Niemeier die medizinische Herausforderung. Eine Versorgung von der Stange sei nicht möglich, vielmehr müssten Rheumatiker in speziellen rheumaorthopädischen Kompetenzzentren operativ versorgt werden.
Das Adventssymposium wird vom St. Josef-Stift – speziell von den drei Fachkliniken für Rheumatologie, Rheumaorthopädie und Kinder- und Jugendrheumatologie – veranstaltet und zwar in Zusammenarbeit mit der Akademie für Ärztliche Fortbildung der Ärztekammer Westfalen-Lippe, dem Kooperativen Rheumazentrum Münsterland e.V. und der rheumatologischen Fortbildungsakademie.