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Rheuma-Patiententag 2020: Mehr Lebensqualität und Lebenslust!

Neue Aspekte und aktuelle Ansätze in der Rheumatherapie

Premiere für den ersten Rheuma-Patiententag, der als Livestream übertragen wurde! Zehn Referenten überwiegend aus dem St. Josef-Stift gaben in Kurzvorträgen interessante Impulse zu vielen Fragen rund um rheumatische Erkrankungen, ihre Diagnose und Behandlung. Moderiert wurde die Veranstaltung von Prof. Dr. Michael Hammer, Vorsitzender des Kooperativen Rheumazentrums Münsterland, das den Tag in diesem Jahr wieder in Sendenhorst durchführte.

Ziel der Behandlung ist eine frühzeitige Diagnose, um gezielt mit Medikamenten, Therapien und dem eigenen Verhalten des Patienten die entzündlich-rheumatische Krankheit zur Ruhe zu bringen (Remission). „Mit neuen Medikamenten wie JAK-Inhibitoren und Biologika sind die Chancen auf eine Remission der Krankheit heute deutlich höher“, resümierte die Rheumatologin Dr. Maike Rösel.

Wenn Gelenke trotz guter Therapie durch Rheuma geschädigt werden, ist häufig das Kniegelenk betroffen. Der Rheumaorthopäde Dr. Christoph Rokahr legte dar, dass die Behandlung vom Ziel des Patienten abhänge: Will er Bergsteigen oder im Alltag zurechtkommen? Wesentlich sei aber, „die Lebensqualität und die Lebenslust zu steigern“.

Auf ihren Rücken sollten Rheumapatienten besonders achten, da aufgrund der beeinträchtigten Knochenqualität plötzliche massive Verschlechterungen entstehen könnten, so Wirbelsäulenspezialist Kolja Schulz. Eine sofortige Untersuchung sei angezeigt, wenn starke Schmerzen bis zu Lähmungserscheinungen auftreten.

Hoffnung gibt es für Patienten mit Psoriasisarthritis, also einer Schuppenflechte und gleichzeitiger Gelenkentzündung. Privatdozent Dr. Dr. Jan Ehrchen vom Uniklinikum Münster verwies auf neue Medikamente, die zum Teil gleichzeitig die entzündlichen Prozesse in der Haut und in den Gelenken stoppten.

Dass auch Kinder Rheuma bekommen können, ist nur wenig bekannt. Privatdozent Dr. Daniel Windschall erläuterte, dass deutschlandweit circa 14.000 Kinder und Jugendliche von einem der rund 200 rheumatischen Krankheitsbilder betroffen sind. „Eine frühe Diagnose und gute Therapie ermöglicht ein normales Leben mit Schule, Sport und Berufsausbildung“, so seine Mut machende Botschaft.

Menschen mit Rheuma können aber auch selbst einiges tun, um Schmerzen und Symptome ihrer Erkrankung zu lindern. Richtiges Handtraining stellte Ergotherapeutin Ruth Koch vor, da die Hände sehr wichtig für eine selbstständige Lebensführung seien. Ihr Credo: „Viel Bewegung für die Hände, wenig Belastung!“ Aus dem Blickwinkel der Physiotherapie erläuterten Dr. Heike Horst und Tom Niermann die Wichtigkeit von Krafttraining – vor allem für ältere Menschen. Rheumatiker profitierten insbesondere davon, dass Krafttraining Entzündungsprozessen entgegenwirke.

Diätassistentin Birgit Scharbaum empfahl bei Rheuma eine eiweißreiche Mischkost, wobei der Hauptanteil des Eiweißbedarfs aus Hülsenfrüchten gedeckt werden sollte. Wegen der gesättigten Fettsäuren, Purine und der Arachidonsäure sollten Fleisch und Wurst nur in Maßen auf dem Speiseplan stehen.

Drehten sich alle Vorträge um den Körper, so widmete sich Psychologe Alexander Tombrink  dem Thema Psychohygiene. Sie sei wichtig für den Umgang mit chronischen Rheumaschmerzen, um die psychische Widerstandskraft (Resilienz) zu stärken. Neben vielen selbsttherapeutischen Möglichkeiten, um Grübelschleifen zu durchbrechen, stellte er Achtsamkeitsmethoden vor, deren Wirksamkeit auch wissenschaftlich bewiesen sei.

Alle Vorträge zum Teil mit praktischen Übungen sind weiterhin als Film abrufbar über den Link: https://youtu.be/CctgdXDPTeY?t=707

(Start der Vorträge ab Minute 11:48)